Bei dem russischen Raketenangriff auf ein Restaurant in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind nach Angaben der Behörden mindestens zehn Menschen getötet und 56 weitere verletzt worden. Zu den Toten zählen auch drei Kinder, die aus den Trümmern geborgen worden seien, teilte der staatliche Rettungsdienst am Mittwoch mit. Auch unter den Verletzten sei ein kleines Kind. "Die Such- und Rettungsarbeiten und die Beseitigung der Trümmer sind im Gange", hieß es.
Wie die ukrainische Polizei mitteilte, hatte Russland am Dienstag zwei Boden-Luft-Raketen vom Typ S-300 auf die Stadt abgefeuert. Bei dem Angriff wurde das Restaurant Ria Pizza im Zentrum der Stadt zerstört, das bei Journalisten und Militärangehörigen beliebt war. Ukrainische Medien berichteten, dass sich ausländische Militärausbilder in der Stadt befänden.
"Keine Angriffe auf zivile Ziele"
Der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow behauptete am Mittwoch, dass man in der Ukraine nur militärische Ziele an und keine zivilen angreife. "Angriffe werden nur auf Objekte ausgeführt, die in irgendeiner Weise mit der militärischen Infrastruktur verbunden sind", sagt er.
Mindestens drei Personen werden noch unter den Trümmern vermutet. Der Bürgermeister von Kramatorsk, Olexandr Gontscharenko, teilt auf Telegram mit, dass die Leiche eines Bubens geborgen worden sei. Das Alter des Kindes nennt er nicht. Zu den am Dienstag bestätigten Toten gehörten zwei 14-jährige Schwestern und ein weiteres 17-jähriges Mädchen.
Kolumbianische Prominente unter Verletzten
Zu den Verletzten gehören drei kolumbianische Prominente – der bekannte Autor Héctor Abad, der Politiker Sergio Jaramillo und die Journalistin Catalina Gómez –, die sich mit der ukrainischen Schriftstellerin Victoria Amelina in dem Restaurant zum Essen getroffen hatten, wie Abad und Jaramillo in einer gemeinsamen Mitteilung erklärten. Die 37-jährige Amelina, deren Werke unter anderem ins Deutsche und Englische übersetzt wurden, schwebe in Lebensgefahr, hieß es. Sie sei am Kopf verletzt.
Neben dem Restaurant wurden Wohnungen, Geschäfte, Autos und eine Post sowie mehrere weitere Gebäude beschädigt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Eine Journalistin von AFP sah vor Ort Rettungswagen, Polizei, Soldaten und den Bürgermeister der Stadt. Vor dem Restaurant versammelten sich zahlreiche Bewohner der Stadt.
Kinder unter den Trümmern
In dem Restaurant habe sich zur Zeit des Angriffs "eine große Zahl Zivilisten" aufgehalten, erklärte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko. "Da waren viele Leute drin – es sind Kinder unter den Trümmern", sagte auch Jewgen, der mit zwei Freunden zu Abend gegessen hatte. "Wir wollten gerade gehen." Doch nun liege einer seiner Freunde unter den Trümmern, sagte er AFP.
Ihr 23-jähriger Halbbruder Nikita habe in der Nähe des Pizzaofens gestanden, als der Angriff erfolgt sei, berichtete Natalia unter Tränen. "Sie kriegen ihn nicht heraus, er ist verschüttet. Dachziegel sind auf ihn gefallen."
Auch ein von Staub bedeckter Mann in Kochuniform sprach davon, dass viele Leute zum Angriffszeitpunkt im Restaurant gewesen seien. "Ich hatte Glück", sagte der 32-Jährige und zeigte mit dem Finger zum Himmel.