Der Streit zwischen der Söldnergruppe Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium verschärft sich nach Einschätzung britischer Geheimdienste. Das britische Verteidigungsministerium zitierte am Dienstag Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin mit den Worten, er fordere eine Antwort auf einen "Vertrag", den er dem russischen Verteidigungsministerium vorgelegt habe. Damit reagiere Prigoschin auf ein Ultimatum, "Freiwilligenformationen" sollten sich dem Ministerium unterstellen.
Ultimatum ausgeschlagen
Das Ultimatum sieht vor, dass Wagner und andere Einheiten sich bis zum 1. Juli vertraglich dem Verteidigungsministerium unterstellen. Der Inhalt von Prigoschins "Vertrag" sei zwar nicht bekannt, hieß es in London weiter. Doch die Übermittlung an sich erhöhe schon das Risiko in dem internen Konflikt und sei "höchstwahrscheinlich ein weiterer bewusster Versuch, die Autorität der offiziellen Militärbehörden zu untergraben". Prigoschins Tonfall gegenüber dem Verteidigungsministerium sei eindeutig konfrontativ geworden, hieß es vom britischen Ministerium.
Die Behörde veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor bald 16 Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. Die Konfliktlinien waren aber bereits in der Vergangenheit offenkundig geworden, als Prigoschin Schoigu offen Inkompetenz vorwarf. In einer Sprachnachricht auf seinem Telegram-Kanal meinte Prigoschin, Schoigu könne nicht einmal seine eigenen Truppen führen.
Unklar ist vorerst, welche Rolle Wladimir Putin beim Konflikt spielt. Der russische Präsident ist bekannt dafür, Untergebene gegeneinander auszuspielen. Prigoschin hatte jedenfalls stets Solidarität zu Putin bekundet, aber zugleich offen mit einem Abzug der Wagner-Gruppe geliebäugelt.