Russland hat "Wahlen" am 10. September in den von russischen Truppen besetzten Gebieten in der Ukraine angekündigt, die Moskau seit dem vergangenen Jahr für annektiert erklärt hat. Es sollen Regionalparlamente und Gemeinderäte gewählt werden, wie die russische Wahlkommission am Donnerstag bekannt gab. Es dreht sich um vier Regionen im Osten und Süden der Ukraine - Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson.
Volksabstimmungen bereits von Manipulationen geprägt
Schon im vergangenen September hat es in den Regionen Volksabstimmungen gegeben, die eine Einverleibung der Gebiete rechtfertigen sollten. Dabei handelte es sich jedoch jedes Mal um Scheinreferenden.
Russische Agenturen berichteten damals von einer Zustimmung von knapp 98 Prozent. Dabei gingen aber Vertreter des Aggressors bewaffnet von Tür zu Tür und sammelten die Stimmzettel ein. Die Nato stellte damals klar, dass man das Vorgehen der Annexion nicht anerkenne. "Diese Gebiete gehören zur Ukraine", sagte etwa Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Atombehörden-Chef besuchte AKW
Unterdessen hat der Chef der internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Rafael Grossi, seinen Besuch in dem von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja begonnen. Das teilte der ukrainische Betreiber des AKW, Energoatom, mit. Ukrainischen Angaben zufolge hatte sich Grossis Ankunft verzögert, weil die russische Seite der IAEA-Delegation angesichts von Kämpfen im Gebiet zunächst keine Erlaubnis zum Überschreiten der Frontlinie gegeben habe.
Das mit sechs Blöcken und einer Bruttoleistung von 6000 Megawatt größte Atomkraftwerk Europas in der Südukraine steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor gut 16 Monaten unter der Kontrolle Moskaus. Aufgrund der Zerstörung eines Staudamms in der südwestlich gelegenen Stadt Nowa Kachowka vor mehr als einer Woche ist die Kühlung der stillgelegten Reaktoren mit Wasser nun gefährdet.
Abschuss mit Drohnen auf der Krim
Bei dem neuen Luftalarm in der Ukraine habe die Flugabwehr die meisten Objekte abgeschossen, darunter einmal mehr auch 20 Drohnen, hieß es in Kiew. Allein in Odessa am Schwarzen Meer seien 13 Drohnen zerstört worden. In der Stadt Krywyj Rih sei ein 38 Jahre alter Mann verletzt worden, hieß es von den Behörden.
Auf der Krim wurden die meisten der neun Drohnen laut den örtlichen Machthabern abgeschossen. Eine Drohne sei in einem Dorf explodiert, wo Scheiben von Häusern geborsten seien. Es gebe keine Verletzten, teilte der Statthalter der Krim, Sergej Aksjonow, mit. In der teilweise von Russland kontrollierten Region Cherson ist der Agentur Tass zufolge bei einem ukrainischen Angriff ein Kind getötet worden.
Gegenoffensive mit klaren Zielen
Die ukrainische Gegenoffensive konzentrierte sich nach Angaben des Generalstabs in Kiew vom Donnerstag auf die Regionen Bachmut im Gebiet Donezk und in Richtung Berdjansk im Gebiet Saporischschja. Zuletzt hatten die Truppen Geländegewinne verzeichnet und mehrere Ortschaften von der russischen Besatzung befreit.
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine haben die Behörden im Überschwemmungsgebiet Cherson bisher insgesamt 28 Todesopfer erfasst. Im russisch besetzten Teil des Gebiets meldete der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Wladimir Saldo, am Donnerstag einen weiteren Toten und damit eine Gesamtzahl von 18 Opfern. Die ukrainischen Behörden und Rettungskräfte meldeten zuletzt zehn Tote auf dem von Kiew kontrollierten Gebiet. Der von Russland kontrollierte Staudamm im Kriegsgebiet brach am Dienstag voriger Woche. Das Wasser aus dem Stausee überschwemmte Dutzende Ortschaften.
Laut dem ukrainischen Stab zur Beseitigung der Flutfolgen ging das Hochwasser weiter zurück. Der Pegel in der von Kiew kontrollierten Regionshauptstadt Cherson im Dnipro zeigte am Donnerstagmorgen 1,83 Meter an. Das waren 30 Zentimeter weniger als am Vortag. Dennoch waren laut Militärverwaltung von Cherson noch 44 Ortschaften geflutet – 27 davon am ukrainisch-kontrollierten Dnipro-Ufer. Dort stünden weiter 1923 Häuser unter Wasser, teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Olexander Prokudin, mit.