Infolge eines großflächigen russischen Raketenangriffs ist das Atomkraftwerk Saporischschja nach Angaben des ukrainischen Betreibers von der regulären Stromversorgung abgeschnitten worden. Die von russischen Truppen besetzte Anlage in der südlichen Stadt Enerhodar werde derzeit über Dieselgeneratoren notversorgt, teilte Enerhoatom Donnerstag früh auf Telegram mit. Der Kraftstoff reiche für zehn Tage.
Es handle sich bereits um das sechste Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als einem Jahr, dass das AKW in den Notbetrieb gehen müsse, hieß es. Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko sprach auf Facebook von einem "barbarischen, massiven Angriff" der Russen. Neben Saporischschja waren seit den frühen Morgenstunden auch andere Landesteile mit Raketenschlägen überzogen worden, darunter auch die Hauptstadt Kiew. Die russische Armee hat nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Donnerstag sowohl die Hauptstadt Kiew als auch mehrere Regionen im Osten, Süden und Westen des Landes angegriffen. Die Regionen Odessa und Charkiw berichteten von Angriffen auf Energieanlagen und infolgedessen von Stromausfällen.
Kiew massiv angegriffen
In Kiew habe es Explosionen in einem Viertel im Süden der Hauptstadt gegeben, berichtete Bürgermeister Vitali Klitschko in Online-Netzwerken. Rettungskräfte seien unterwegs.
Aus der Region Charkiw im Osten der Ukraine berichtete Gouverneur Oleg Sinegubow: "Der Feind hat ungefähr 15 Angriffe auf die Stadt und die Region ausgeführt." Die Angriffe hätten offensichtlich wichtiger Infrastruktur gegolten. "Nach ersten Informationen wurde auch ein privates Wohnhaus getroffen", erklärte Sinegubow in Online-Netzwerken.
Die Stadtverwaltung von Charkiw sprach ihrerseits von Angriffen auf die "Energie-Infrastruktur". Es gebe in einigen Teilen der Stadt "Probleme" mit der Stromversorgung.
Keine Todesopfer
Aus der südukrainischen Region Odessa berichtete Gouverneur Maksym Martschenko, dass "Raketenangriffe die regionale Energie-Infrastruktur getroffen und Wohngebäude beschädigt" hätten. "Zum Glück gab es keine Todesopfer", fügte er hinzu. Nach Angaben der Rettungskräfte wurden zwei Menschen verletzt.
Auch aus dem Westen der Ukraine wurden russische Angriffe gemeldet. In der Region Chmelnyzkyj wurden die Menschen aufgefordert, "Schutz zu suchen".
In seinem Krieg gegen die Ukraine greift Russland immer wieder wichtige Infrastruktur an. Vor allem die ukrainische Energieversorgung wird dadurch immer wieder beeinträchtigt.