In der Ostukraine sind bei erbitterten Kämpfen am Wochenende zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Das ukrainische Militär erklärte am Sonntag, in der Region Donezk insgesamt Angriffe auf 14 Orte abgewehrt zu haben. Darunter seien auch Vorfälle nahe des Ortes Blahodatne gewesen. Die russische Söldnergruppe Wagner hatte zuvor erklärt, die Kontrolle über das Dorf übernommen zu haben. Im südukrainischen Cherson wurden durch russischen Beschuss drei Menschen getötet.
Sechs weitere seien verletzt worden, teilte die Chersoner Gebietsverwaltung am Sonntag mit. Getroffen wurde demnach unter anderem ein Klinikgebäude. Ein Regionalpolitiker veröffentlichte darüber hinaus Fotos von einem stark beschädigten Gebäude. Die Gebietshauptstadt des gleichnamigen Gebiets Cherson, die die ukrainische Armee vor wenigen Monaten zurückerobert hat, wird immer wieder von Russlands Streitkräften heftig beschossen.
Angriff auf Eisenbahnbrücke
In der Region Saporischschja, wo es mehrere Monate lang kaum Veränderungen an der Front gegeben hatte, griff die Ukraine mit einem Himars-Mehrfachraketenwerfer eine Eisenbahnbrücke über den Fluss Molochnaya an, wie der von Moskau eingesetzte Regionalchef Jewgeni Balitsky in Online-Netzwerken mitteilte. Vier Mitarbeiter der Bahn seien getötet worden, fünf weitere verletzt. Die Brücke liegt in einem Dorf nördlich der von Russland kontrollierten Sadt Melitopol und wird laut Balitsky repariert.
Saporischschja gehört neben Cherson, Donezk und Luhansk zu den ukrainischen Gebieten, die Russland in Teilen besetzt hält und im vergangenen Jahr annektiert hat. Darüber hinaus hat sich Moskau bereits 2014 die Schwarzmeer-Halbinsel Krim völkerrechtswidrig einverleibt.
Kiew hatte kürzlich angegeben, dass die russischen Truppen ihre Angriffe im Osten verstärkt hätten, vor allem auf die Städte Bachmut und Wuhledar. Moskau bemüht sich seit Monaten, Bachmut einzunehmen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Freitag, die Lage an der Front sei "äußerst akut", vor allem in der Region Donezk.
Russischer Angriff auf Wohngebiet
Am Samstag waren bei einem russischen Angriff auf ein Wohngebiet in der Stadt Konstantyniwka in Donezk nach Angaben des Regionalgouverneurs drei Zivilisten getötet und mindestens 14 weitere verletzt worden. Vier mehrstöckige Gebäude, ein Hotel, Garagen und Autos von Zivilisten seien beschädigt worden, teilte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, in Online-Netzwerken mit.
Rettungshelfer und Polizei seien vor Ort, "um den Menschen zu helfen und ein weiteres Verbrechen der russischen Besatzer auf unserem Boden genau zu dokumentieren", erklärte Kyrylenko. Auf Fotos, die er auf Telegram veröffentlichte, waren Mehrfamilienhäuser mit zerstörten Fensterscheiben zu sehen sowie Trümmer rund um ein ausgebranntes Fahrzeug.
Dem ukrainischen Verteidigungsministerium zufolge griffen die russischen Truppen Konstantyniwka mit Mehrfachraketenwerfern an. Insgesamt seien am Samstag fünf Zivilisten bei Attacken in Donezk getötet worden, erklärte Kyrylenko am Sonntag, darunter auch ein Mensch in der umkämpften Stadt Bachmut.
Russischer Vorstoß auf Bachmut
Dem Bericht eines ukrainischen Soldaten zufolge rücken die russischen Soldaten auch nach Bachmut vor, das sie schon seit Monaten versuchen, unter ihre Kontrolle zu bringen. "Es wird ständig geschossen, Tag und Nacht, sie versuchen, Schwachstellen in unserer Verteidigung zu finden", sagte Jurij der Nachrichtenagentur AFP, während er in einem Schützengraben in Bachmut Stellung hielt.
Ukrainischen Angaben nach bereitet Russland für den Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine eine neue Offensive vor. Es sei "kein Geheimnis", dass die russische Armee für den 24. Februar eine neue Angriffswelle vorbereite, sagte der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, Radio Swoboda.
Russland wiederum warf der ukrainischen Armee am Samstag einen Angriff mit US-Himars-Raketenwerfern auf ein Krankenhaus im Ort Nowoajdar in der Region Luhansk vor. "Unter den Patienten und dem medizinischen Personal" habe es 14 Tote und 24 Verletzte gegeben, teilte die russische Armee mit. "Ein gezielter Raketenangriff" auf eine zivile medizinische Einrichtung sei "ohne Zweifel ein gravierendes Kriegsverbrechen des Regimes in Kiew", erklärte das Ministerium in Moskau.