Kiew hat die Einnahme der umkämpften ostukrainischen Stadt Soledar durch die russische Söldnertruppe Wagner dementiert. "Soledar war, ist und wird immer ukrainisch sein", erklärte die ukrainische Armee am Mittwoch im Onlinedienst Telegram. Sie wies auch Berichte russischer Medien zurück, wonach sich der Gründer der Söldnertruppe, Jewgeni Prigoschin, in den Salzminen von Soledar aufhalte. Das sei "nicht wahr".

Die Wagner-Gruppe hatte zuvor mitgeteilt, sie habe "das gesamte Gebiet von Soledar unter ihre Kontrolle gebracht". Zugleich sprach Prigoschin aber von anhaltenden Kämpfen im Stadtzentrum. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Soledar liegt in der von Moskau beanspruchten Region Donezk und nahe der seit Monaten schwer umkämpften Stadt Bachmut. Beide Seiten hatten zuletzt besonders heftige Kämpfe um Soledar gemeldet.

Lagebericht deutete auf Verlust hin

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben an 13 verschiedenen Orten russische Angriffe abgewehrt, die hart umkämpfte Kleinstadt Soledar im Donbass wird dabei aber nicht genannt. Zuvor hatten russische Einheiten die Eroberung der Stadt gemeldet. Soledar gilt als wichtiger Baustein des ukrainischen Festungswalls vor dem Ballungsgebiet zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Es ist der letzte Großraum im Gebiet Donbass, den die Ukrainer noch kontrollieren.

"In den vergangenen 24 Stunden haben Einheiten der ukrainischen Streitkräfte Attacken der Okkupanten bei den Ortschaften Hrjaniwka (Gebiet Charkiw), Stelmachiwka (Gebiet Luhansk), Spirne, Rosdoliwka, Wesele, Bachmut, Klischtschijiwka, Majorsk, Wodjane, Newelske, Krasnohoriwka, Marjinka und Pretschystiwka im Gebiet Donezk zurückgeschlagen", heißt es im Lagebericht des Generalstabs am Mittwoch. Die im Lagebericht erwähnte Stadt Bachmut liegt südlich von Soledar, die Ortschaften Rosdoliwka und Wesele nordwest, beziehungsweise nordöstlich von Soledar. Der bewusste Verzicht auf die Nennung der Kleinstadt deutet darauf hin, dass die ukrainischen Kräfte die Kontrolle über Soledar weitgehend verloren haben könnten.

"Wagner" spricht von Eroberung

Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti veröffentlichte am Mittwoch ein Foto des Wagner-Gründers mit bewaffneten Kämpfern und gab an, es sei in den Salzminen von Soledar aufgenommen worden. Prigoschin veröffentlichte ebenfalls in Foto von sich in Militäruniform, umgeben von Wagner-Kämpfern. Das ukrainische Militär erklärte, die Fotos seien nicht in Soledar aufgenommen worden.

"Wagner-Einheiten haben das gesamte Territorium von Soledar unter ihre Kontrolle gebracht", erklärte Prigoschin am späten Dienstagabend russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Im Zentrum der Stadt habe sich ein Kessel gebildet, in dem gekämpft werde. "Die Zahl der Gefangenen wird morgen bekanntgegeben", fügte Prigoschin am Dienstag hinzu, nannte aber keine Details. Prigoschins Äußerung, dass im Zentrum weiter gekämpft werde, deutete darauf hin, dass Soledar nicht vollständig unter russische Kontrolle gefallen ist.

Das sagt Selenskyj

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das Militärkommando erwähnten die angebliche russische Kontrolle über Soledar am Dienstagabend nicht. Selenskyj sagte in seiner abendlichen Ansprache, Bachmut und Soledar würden weiter verteidigt. Er bekräftigte seine Forderung nach mehr westlichen Waffen und sagte, Russland bündele seine Kräfte, um seinen Feldzug zu intensivieren. Einzelheiten nannte er nicht.

Das ukrainische Verteidigungsministerium twitterte am späten Dienstag: "Selbst nach kolossalen Verlusten versucht Russland immer noch wie wahnsinnig, Soledar zu erobern - die Heimat der größten Salzmine Europas." Die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maliar erklärte, der Kampf um Soledar tobe noch immer. Der Feind ignoriere die schweren Verluste seiner Einheiten und stürme weiter. "Die Zugänge zu unseren Stellungen sind übersät mit den Leichen feindlicher Kämpfer. Unsere Soldaten halten tapfer die Stellung."