In allen Regionen der Ukraine hat es am Sonntagmorgen Luftalarm gegeben. In der Hauptstadt Kiew und im ganzen Land heulten die Sirenen, teilen die Behörden mit. Nach unbestätigten Berichten in den sozialen Medien in der Ukraine wurde der Alarm möglicherweise ausgelöst, nachdem russische Kampfflugzeuge in Weißrussland gestartet waren. Reuters konnte diese Angaben nicht sofort unabhängig bestätigen. Später am Vormittag gab es bezüglich des aktuellen Luftalarms vorerst Entwarnung.
In der südukrainischen Stadt Cherson ist unterdessen die Zahl der Toten durch Artilleriebeschuss und Explosionen nach Behördenangaben auf 16 gestiegen. Zudem seien 64 Menschen durch russische Angriffe verletzt worden, teilte der ukrainische Militärgouverneur Jaroslaw Januschewitsch am Sonntag in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Unter den Toten seien auch drei Männer, die bei Minenräumarbeiten ums Leben gekommen seien. Die ukrainischen Behörden hatten Moskau massiven Artilleriebeschuss des Zentrums der einst von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson vorgeworfen.
"Töten um der Einschüchterung und des Vergnügens willen"
Am Samstag hatte Januschewitsch von 10 Toten und 55 Verletzten gesprochen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj veröffentlichte dazu bei Telegram Fotos von leblosen Menschen im Zentrum der unlängst von der russischen Besatzung befreiten Stadt. Selenskyj verurteilte den Angriff als weiteres Verbrechen des "Terrorstaates" Russland direkt vor Weihnachten. Es gebe dort keine militärischen Ziele, betonte Selenskyj. Das sei kein Krieg. "Das ist Terror, das ist Töten um der Einschüchterung und des Vergnügens willen", sagte er.
Russland hatte die Region Cherson im Herbst völkerrechtswidrig annektiert. Ukrainische Truppen nahmen die Stadt Cherson dann nach einem Abzug der russischen Streitkräfte ein. Die russischen Besatzer zogen sich auf die andere Seite des Flusses Dnipro zurück. Nach ukrainischen Angaben beschießen russische Truppen die Stadt weiter aus anderen Teilen des besetzten Gebiets Cherson. Der Großteil des Gebiets wird weiterhin von russischen Truppen kontrolliert. Der Kreml betont, dass Russland die gesamte Region Cherson als sein Staatsgebiet ansehe und nicht aufgebe.