Russland hat am Freitag zahlreiche Regionen der Ukraine mit den schwersten Raketenangriffen seit Wochen überzogen. In weiten Teilen des Landes herrschte Luftalarm. Auch in der Hauptstadt Kiew gab es nach dem Einsatz der Flugabwehr Berichte über Explosionen. Am Abend konterte Kiew, bei mehrfachem Beschuss der russisch kontrollierten Region Donezk im Osten seien mindestens ein Mensch getötet und fünf weitere verletzt worden, berichtete die russische Staatsagentur TASS.
Die Opfer seien alle Zivilisten gewesen, hieß es. Die Region im Donbass sei mindestens viermal aus ukrainischen Mehrfachraketenwerfern beschossen worden, meldete TASS unter Berufung auf die örtlichen Behörden weiter.
Kiew ohne Licht, Wasser und Heizung
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko bestätigte die russischen Attacken im Nachrichtendienst Telegram und rief die Menschen auf, Schutz zu suchen. Die Metro in der Hauptstadt stellte den Verkehr ein, sie diente als Bunker. In Kiew fielen Licht, Wasser und Heizung aus, wie ein dpa-Reporter aus der Drei-Millionen-Metropole berichtete. Medien sprachen von etwa 70 Raketenangriffen auf die Ukraine.
Zahlreiche Regionen meldeten Raketenbeschuss, darunter Saporischschja, Mykolajiw, Winnyzja, Poltawa, Dnipropetrowsk und Charkiw. Demnach nahm Russland erneut besonders die Energieinfrastruktur ins Visier. In der südostukrainischen Industriestadt Krywyj Rih wurden den Behörden zufolge zwei Menschen infolge der Raketenangriffe getötet und fünf verletzt, als ein Haus getroffen wurde. Zahlreiche Gebiete meldeten Stromausfälle.
Auf Notversorgung umgestellt
Die Präsidialverwaltung in Kiew teilte mit, dass landesweit auf Notversorgung im Energiebereich umgestellt werde. Sie rief die Menschen, die oft in Kälte und Dunkelheit sitzen, wegen der seit Wochen laufenden Angriffe, zu Verständnis auf. Es gebe Schutz- und Wärmestellen im Land, wohin sie kommen könnten. Notfalldienste würden zudem daran arbeiten, die getroffenen und beschädigten Energieanlagen zu reparieren.
EU-Außenbeauftragter Josep Borrell bezeichnete Freitagabend die massiven Raketenangriffe Russlands als barbarische Kriegsverbrechen. "Diese grausamen, menschenverachtenden Angriffe zielen darauf ab, das menschliche Leid zu erhöhen." Der Bevölkerung, aber auch Krankenhäuser, Rettungsdienste und andere unverzichtbare Dienste sollten durch sie die Versorgung mit Elektrizität, Wärme und Wasser verlieren. "Diese Bombardierungen stellen Kriegsverbrechen dar und sind barbarisch", so Borrell. Der Ukraine sicherte der EU-Chefdiplomat weitere Unterstützung zu.