Die von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim ist am Dienstag nach Angaben der von Moskau eingesetzten örtlichen Behörden mit Drohnen angegriffen worden. Zwei der unbemannten Fluggeräte seien "bereits abgeschossen worden", teilte der Gouverneur der Region Sewastopol, Michail Raswojajew, im Onlinedienst Telegram mit. Er betonte, zivile Infrastruktur sei nicht getroffen worden und rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren.
In Sewastopol, der größten Stadt der Krim, ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert. Nach einem Angriff auf den Hafen Ende Oktober hatte Moskau vorübergehend das Getreideabkommen mit der Ukraine ausgesetzt.
Russische Streitkräfte hatten die Ukraine am 24. Februar aus verschiedenen Richtungen angegriffen, insbesondere von der 2014 annektierten Krim aus. Die von Moskau eingesetzten Behörden der Halbinsel hatten in der vergangenen Woche erklärt, dass nach dem Rückzug der russischen Truppen aus Teilen der ukrainischen Region Cherson die Verteidigungsanlagen auf der Krim ausgebaut würden.
AKW mit Granaten beschossen
Das Gebiet des von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums erneut mit Granaten beschossen worden. Am Montag - dem Tag einer Sonderinspektion durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) - seien acht großkalibrige Granaten auf einen industriellen Teil des Kernkraftwerks gefeuert worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Dienstag laut der Agentur Interfax.
Konaschenkow sagte nicht, wann konkret die Anlage beschossen worden sein soll. Er erklärte lediglich, die Strahlung sei weiterhin normal. Von der IAEA hatte es am Montag keine Informationen über einen möglichen erneuten Artillerie-Beschuss des Atomkraftwerks gegeben. Auch aus Kiew kamen keine entsprechenden Informationen.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Am Montag hatten vier IAEA-Inspekteure das größte europäische Atomkraftwerk auf Schäden geprüft, nachdem die Anlage am Samstag und Sonntag dutzende Male von Artillerie-Geschossen getroffen worden war. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich. Trotz der intensiven Angriffe war das AKW nach Einschätzung der IAEA-Experten weitgehend intakt geblieben.
Der Kreml machte indes wenig Hoffnung auf die Einrichtung einer Schutzzone um das Atomkraftwerk Saporischschja. In diesem Punkt gebe es "keine nennenswerten Fortschritte", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Russland fordere dafür zunächst den Abzug schwerer Waffen der Ukraine aus dem Gebiet. IAEA-Chef Direktor Rafael Grossi fordert seit Monaten eine Schutzzone rund um das im Kriegsgebiet liegende Kernkraftwerk. Die Anlage gerät immer wieder unter Beschuss.
2,5 EU-Milliarden als Unterstützung
Die EU-Kommission hat unterdessen weitere 2,5 Milliarden Euro Unterstützung für die Ukraine freigegeben. Dies teilte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag auf Twitter mit. Für 2023 seien 18 Milliarden Euro eingeplant, die in regelmäßigen Abständen ausgezahlt werden sollen. Gedacht sei das Geld für "dringende Reparaturen und eine schnelle Erholung, die zu einem erfolgreichen Wiederaufbau führen", schrieb die CDU-Politikerin. "Wir werden die Ukraine weiter unterstützen, solange es nötig ist."
Der ukrainische Netzbetreiber Ukrenergo berichtete am Dienstag über den Zustand des Elektrizitätsnetzes. Die Stromanlagen hätten durch russische Raketenangriffe "kollosale" Schäden erlitten. Das Unternehmen betonte aber zugleich, dass es dazu beitragen wolle, für die Ukrainer Bedingungen zu schaffen, die es ihnen erlaubten, den Winter über im Land zu bleiben. Aufrufe zur Evakuierung der Ukraine seien unangemessen.