Das Getreideabkommen mit Russland und der Ukraine zum sicheren Export ukrainischen Getreides ist verlängert worden. "Die Schwarzmeer-Getreide-Initiative wird um 120 Tage verlängert", twitterte der Kiews Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakow am Donnerstag. Die Vereinten Nationen begrüßten dies, seitens des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kam ebenfalls eine Bestätigung und Dank an die beteiligten Parteien.
Export von über 11 Millionen Tonnen Getreide
Der Export von mehr als 11 Millionen Tonnen Getreide in den letzten vier Monaten habe die Bedeutung des Abkommens für die weltweite Ernährungssicherheit gezeigt, teilte Erdogan auf Twitter mit. Das von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelte und im Juli geschlossene Abkommen war zunächst auf vier Monate begrenzt und wäre am 19. November ausgelaufen.
Die Fortsetzung der Abkommen sei nötig, um die Preise für Nahrungsmittel und Düngemittel zu senken und eine weltweiten Nahrungsmittelkrise zu verhindern, unterstrich auch UNO-Generalsekretär António Guterres. "Ich begrüße die Vereinbarung aller Seiten, das Getreideabkommen fortzusetzen", so Guterres. Es werde alles zur Unterstützung des Koordinationszentrums getan, das sich in der Türkei befindet und den reibungslosen Transport gewährleisten soll.
"Die Vereinten Nationen setzen auch alles daran, die verbliebenen Hürden für den Export von Nahrungs- und Düngemitteln aus Russland zu entfernen", teilte Guterres weiter mit. Diesen Punkt hatte die Regierung in Moskau zur Bedingung für ihre Zustimmung gemacht. Von Russland lag zunächst keine Stellungnahme vor.
Die Vereinbarung war unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei zustande gekommen. Bei dem Deal waren zwei Abkommen unterzeichnet worden, je eines über den Transport ukrainischen Getreides und über den Export russischer Nahrungs- und Düngemittel. Das zweite Abkommen hakt aber nach russischen Angaben aufgrund der westlichen Sanktionen. Zwar zielen die Sanktionen nicht direkt auf diese Exporte, ihre Existenz macht es russischen Akteuren aber schwer, europäische Häfen anzulaufen, Zahlungen abzuwickeln und Versicherungen für ihre Schiffe zu bekommen. UNO-Vertreter hatten die Probleme vergangenen Freitag in Genf mit dem russischen Vizeaußenminister Sergej Werschinin erörtert.
Russland hatte die ukrainischen Exporte über das Schwarze Meer seit Beginn seines Angriffskriegs gegen das Nachbarland am 24. Februar blockiert. Vor dem Krieg lieferten Russland und die Ukraine fast ein Viertel der weltweiten Getreideexporte, entsprechend haben ihre Lieferungen einen großen Einfluss auf die globale Entwicklung der Lebensmittelpreise. Das Getreideexportabkommen ist einer der wenigen diplomatischen Erfolge im Ukraine-Krieg. Es soll den weltweiten Anstieg der Getreidepreise dämpfen, die vor allem ärmeren Ländern zu schaffen machen. Nach Angaben des Koordinierungszentrums des Getreideabkommens haben am 16. November acht Schiffe ukrainische Häfen unter anderem mit Weizen, Mais, Sojabohnen und Raps ukrainische Häfen verlassen. Sie nahmen unter anderem Kurs auf Italien, China, Äthiopien und Spanien.
Die deutsche Bundesregierung kündigte unterdessen die Unterstützung einer ukrainischen Weizenspende an Äthiopien an. Sie finanziere den Schiffstransport mit 14 Millionen Dollar (13,45 Mio. Euro), sagte Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstagsausgaben). Mit dem von der Regierung in Kiew gespendeten Getreide könnten demnach 1,6 Millionen Menschen in dem Land einen ganzen Monat lang ernährt werden. Das verdiene "größten Respekt" und daher auch die Unterstützung Deutschlands, sagte Özdemir.
Die 25.000 Tonnen Weizen sollen dem Bericht zufolge vom Hafen Odessa über das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen nach Äthiopien gebracht werden. Die Ukraine ist der weltweit viertgrößte Getreideexporteur, hat aber seit Beginn des russischen Angriffskrieges Schwierigkeiten, das Getreide aus dem Land zu verschiffen.
Von Odessa über Schwarzes Meer nach Istanbul
Das UNO-Welternährungsprogramms (WFP) teilte am Donnerstag mit, das Frachtschiff "Nord Vind" mit der Getreidespende habe am Vortag den Hafen von Odessa verlassen und werde das Schwarze Meer mit dem Ziel Istanbul durchqueren. In der Türkei werde die Ladung im Einklang mit dem im Juli geschlossenen sogenannten Getreideabkommen zwischen der Ukraine, Russland, der Türkei und den Vereinten Nationen inspiziert, bevor es Richtung Dschibuti auslaufe. Dort werde das Getreide umgeladen und auf dem Landweg weitertransportiert.
Das von Deutschland zur Verfügung gestellte Geld decke sowohl die Kosten, um das Getreide von der Ukraine über Dschibuti nach Äthiopien zu bringen, als auch jene, um den Weizen anschließend im ganzen Land an Hungernde zu verteilen, hieß es vom WFP weiter.