Samstag früh hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet. Dabei wurde rund siebeneinhalb Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das strategisch und symbolisch wichtige Herzensprojekt von Putin schwer beschädigt. Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge starben mindestens drei Menschen. Zwischenzeitlich wurden Bahn- und Autoverkehr komplett eingestellt, sind mittlerweile aber weitgehend wieder aufgenommen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat den ukrainischen Geheimdienst SBU für die schwere Explosion auf der Krim-Brücke verantwortlich gemacht. Was steckt hinter den Anschuldigungen? Was wissen wir über die Explosion?

Gesteht Kuleba Fake-Anrufer die Tat?

Mit einem fingierten Anruf haben kremlnahe Komiker dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba brisante Aussagen zur Krim und der Kriegsführung entlockt. "Wenn Sie mich fragen, wer auf der Krim oder in Belgorod etwas in die Luft sprengt, dann sage ich Ihnen im Privaten, ja, das waren wir", sagte Kuleba in dem Telefonat, das am Freitag in russischen Medien weit verbreitet wurde. Der russische Anrufer hatte sich als Ex-Botschafter der USA in Moskau, Michael McFaul, ausgegeben.

Kulebas Aussage dürfte in Moskau aber als Schuldgeständnis für die Beschädigung der Brücke gewertet werden. Gleichzeitig sagte Kuleba auch, dass die Gegenoffensive im Süden der Ukraine in enger Abstimmung mit den USA erfolgt sei.

Der Fake-Anruf wurde übrigens vom gleichen Komiker-Paar organisiert, das Anfang des Sommers mehrere Bürgermeister in EU-Hauptstädten glauben ließ, mit Kiews Bürgermeister Witali Klitschko zu reden. Zu den Opfern des Telefonstreichs gehörte auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) reingelegt. Bei einem Videogespräch mit Ludwig hatte sich der Anrufer als Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko ausgegeben.

Festnahmen

Wegen der Explosion auf der für Moskau wichtigen Krim-Brücke sind acht Personen festgenommen worden. Es handle sich um fünf Russen sowie um drei Bürger der Ukraine und Armeniens, meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Der Sprengsatz sei von der Ukraine über Bulgarien, Georgien und Armenien nach Russland gebracht worden. Nach eigenen Angaben hat der FSB ukrainische Angriffe in Moskau und der westrussischen Stadt Brjansk verhindert.

Die ukrainische Führung wies die russischen Ermittlungen zurück. Die gesamte Tätigkeit des FSB und des Untersuchungsausschusses seien Unsinn, sagte Andrij Jussow, der Sprecher des Militärgeheimdienstes in Kiew.

Russen veröffentlichten Frachtpapiere von Tiroler Firma

In diesem Zusammenhang mit der Explosion und den Festnahmen wurde über internationale Agenturen und vom russischen TV-Sender RBC via Telegram auch ein Frachtpapier des Tiroler Holzunternehmens Egger verbreitet. Es soll sich dabei um die Papiere des fraglichen Lkw handeln. Das entpuppte sich jedoch als Fake. "Wir liefern keine Waren auf die Krim", sagte die Sprecherin von Egger, Manuela Leitner, zu Rai Südtirol. 

Im Netz werden die falschen Papiere als Beweis für eine Fälschung von russischer Seite gesehen. Mittlerweile wurden die Papiere vom Telegram-Kanal des TV-Senders genommen. Auch weitere Zweifel an den von Russland präsentierten Beweisen kommen auf.

Kam der Sprengsatz aus Odessa?

Wegen der Explosion auf der Krim-Brücke drohte Putin mit einem Aus für das Getreideabkommen mit der Ukraine. Der russische Geheimdienst FSB habe Informationen, dass der Sprengsatz auf dem Seeweg aus Odessa gekommen sei, sagte Putin bei der Pressekonferenz in Astana. "Wenn sich herausstellt, dass dafür die humanitären Korridore für die Ausfuhr von Getreide genutzt wurden, dann schließen wir sie."

Derzeit gebe es allerdings noch keine endgültigen Beweise dafür, räumte Putin ein. 

Doch schwerer beschädigt

Die Reparaturen an der durch eine Explosion am Samstag vergangener Woche beschädigten Krim-Brücke sollen im Juli kommenden Jahres abgeschlossen sein. Das geht aus einem Dokument hervor, das die russische Regierung auf ihrer Website veröffentlicht. Zuvor hatte Russland davon gesprochen, dass die Brücke nicht schwer beschädigt sei. Für die Explosion und die massive Beschädigung der Brücke macht die russische Führung die Ukraine verantwortlich.