Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine fordert Finnlands politische Führung den schnellstmöglichen Beitritt des Landes zur Nato. Der große Nachbar Russland reagierte erwartbar kritisch. Das Außenministerium in Moskau beklagte einen "radikalen Wechsel des außenpolitischen Kurses" in Helsinki. Ein finnischer Nato-Beitritt werde den russisch-finnischen Beziehungen schweren Schaden zufügen. "Russland wird gezwungen sein, entsprechend zu antworten – in militärisch-technischer und in anderer Hinsicht –, um den Gefahren mit Blick auf seine nationale Sicherheit Rechnung zu tragen", hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums.
Was droht den Finnen?
Außerdem drohe ein Gaslieferstopp. Hochrangige finnische Politiker sind einer Zeitung zufolge davon informiert worden, dass Russland die Erdgasversorgung am Freitag unterbrechen könnte. Die Zeitung "Iltalehti" beruft sich auf nicht weiter genannte Quellen.
Die Regierung in Helsinki hat sich zu einem baldigen Eintritt in die Nato bekannt, was in Russland auf Argwohn stößt. Zwar stammt der größte Teil des in Finnland verbrauchten Erdgases aus dem Nachbarland. Allerdings trägt Gas nur fünf Prozent zum finnischen Energiemix bei.
>>Was hat die Nato Moskau versprochen?
Könnte Russland versuchen, den finnischen Beitritt militärisch zu verhindern?
In der Nato wird ein solcher Schritt für extrem unwahrscheinlich gehalten. Zum einen sind die russischen Streitkräfte durch den Krieg gegen die Ukraine gebunden und zum Teil stark geschwächt. Zum anderen müsste Putin damit rechnen, dass Finnland im Fall eines russischen Angriffs sofort direkte militärische Unterstützung von EU- und Nato-Staaten erhalten würde. Als EU-Mitglied könnte Helsinki nach Artikel 42 Absatz 7 des EU-Vertrags Beistand einfordern. Am Mittwoch hatte zudem auch der britische Premier Boris Johnson die Unterstützung seines Landes für den Fall eines Angriffs zugesichert.
Eine große militärische Intervention Russlands gegen Finnland wird für unwahrscheinlich gehalten. Für durchaus denkbar wird es in der Nato gehalten, dass Russland zum Beispiel Cyberangriffe gegen Ziele in Finnland startet oder versucht, mit verstärkten Aktivitäten der Luftstreitkräfte für Beunruhigung in der finnischen Bevölkerung zu sorgen. Auch in einer im April vorgelegten Sicherheitsanalyse der finnischen Regierung wird gewarnt, dass sich das Land im Falle eines Nato-Antrags auf umfassende Versuche der Einflussnahme sowie Risiken vorbereiten müsse, die schwer vorherzusehen seien.
Bundespräsident Van der Bellen reist kommende Woche nach Finnland
Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird kommende Woche zu einem zweitägigen offiziellen Besuch nach Finnland reisen. Das gab die Präsidentschaftskanzlei am Freitag in einer Aussendung bekannt. Am Donnerstag (19. Mai) trifft der Bundespräsident mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö im Präsidentenpalast zu einem Vieraugengespräch und anschließend zu einem Arbeitsgespräch in größerem Kreis zusammen. Danach geben die beiden Staatsoberhäupter eine Pressekonferenz.