Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem Westen vorgeworfen, eine Invasion Russlands zu planen. Bei der Parade zum "Tag des Sieges" über das nationalsozialistische Deutschland am 9. Mai 1945 rechtfertigte Putin den Angriff auf die Ukraine am Montag damit, dass sich Russland habe wehren müssen. Der Westen bereite "die Invasion unseres Landes, einschließlich der Krim, vor". Der russische Präsident sprach erneut von einer "Spezialoperation" im Nachbarland Ukraine.
Der Westen habe über Jahre nicht auf die russischen Sicherheitsinteressen reagiert. Die Nato bilde an den Grenzen zu Russland eine Gefahr, fügte Putin hinzu.
Kommentar
Russische Truppen waren am 24. Februar in die ehemalige Sowjetrepublik Ukraine einmarschiert. Seitdem tobt dort ein Krieg, in dem bereits Zehntausende Menschen umgekommen sind. Die Rede von Putin war mit Spannung erwartet worden. So war spekuliert worden, dass Putin eine Generalmobilmachung oder den Einsatz neuer Waffensysteme ankündigen könnte. Dies tat er in seiner elfminütigen Rede nicht, auch erwähnte er die Ukraine nicht beim Namen und äußerte sich auch nicht dazu, wie lange die Kämpfe noch anhalten werden.
Stattdessen warnte Putin vor einem neuen Weltkrieg. Der damalige Kampf bedeute nicht nur die Verpflichtung, das Andenken derer zu erhalten, die den Nazismus besiegt hätten. Aufgabe sei es, "wachsam zu sein und alles zu tun, damit sich die Schrecken eines globalen Krieges nicht wiederholen", so Putin.
Putin verdrehte in der Rede die Realität. Die Regierung in der Ukraine ist demokratisch gewählt und keine Nazi-Regierung. Die rechtsextremen Parteien erhielten bei der letzten Wahl etwa drei Prozent und sitzen daher nicht in der Regierung. Der Sieg über Nazi-Deutschland wurde nicht nur von Russland errungen, sondern von der gesamten Sowjetunion, die damals auch die Ukraine umfasste.
Die Flugshow wurde von der russischen Führung unterdessen abgesagt. "Der Luftteil findet wegen des Wetters nicht statt", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass am Montag. Ursprünglich sollten 77 Flugzeuge und Hubschrauber an der Militärparade teilnehmen. Medienberichten zufolge war geplant, dass die Kampfflugzeuge ein "Z" am Himmel bilden.
Am Vorabend der Parade hatte der Direktor des staatlichen Wetterdienstes Gidrometzentr, Roman Wilfand, die Durchführung der Flugschau noch als wahrscheinlich bezeichnet. Die Wetterbedingungen würden dies voraussichtlich zulassen, da die Wolkendecke höher als 300 Meter sei und die Wolken zudem mit Chemikalien auseinandergetrieben werden könnten, sagte er.