"Ich machte deutlich, dass Russland einen hohen und sofortigen Preis für seine Gräueltaten in Butscha zahlen würde. Heute kündigen wir zusammen mit unseren Verbündeten und Partnern eine neue Runde verheerender Sanktionen an!": Was US-Präsident Joe Biden jetzt ankündigte, ist ein weiterer Versuch, Wladimir Putins Staatsgefüge in die Knie zu zwingen.
Erstmals Putin-Familienmitglieder
Das neue westliche Sanktionsbündel weist allerdings einen Unterschied zu den vorherigen auf: Auch Maria Woronzowa (Jahrgang 1985) und Katerina Tichonowa (Jahrgang 1986), die beiden Töchter des russischen Präsidenten, sind nun im Sanktionsfangnetz – ihr vermutlich beträchtliches Vermögen wird eingefroren. Die USA begründen dies unter anderem damit, dass beide Frauen in zentralen Positionen das russische Regime unterstützten. Es wird außerdem vermutet, dass der Kreml-Chef bei ihnen Geld "geparkt" hätte. "Mit dieser Maßnahme werden sie vom US-Finanzsystem abgeschnitten", so ein US-Beamter. Und auch die EU will sie wegen des Invasionskrieges ihres Vaters mit Sanktionen belegen.
Moskau griff die Strafmaßnahmen gegen Putins Töchter erwartungsgemäß postwendend auf: Kreml-Sprecher Dmitri Peskow kritisierte die westlichen Sanktionen gegen sie scharf: "Das ist etwas, was sich schwer verstehen und erklären lässt", sagte er laut der russischen Agentur Interfax am Donnerstag. Der Westen setze damit seine "scharfmacherische Linie" zur Einführung immer neuer Restriktionen gegen Russland fort, meinte er. Peskow kündigte postwendend eine "entsprechende Reaktion" Moskaus an.
Um mögliche uneheliche Kinder Putins ranken sich seit Langem Gerüchte – spärlich ist aber auch die Information über die beiden Töchter: Das einzige Foto, das der Kreml von den Putin-Töchtern veröffentlicht hat, zeigt sie als kleine Mädchen mit zu Zöpfen gebundenen blonden Haaren.
Den wenigen öffentlichen Äußerungen, die Putin im Laufe der Jahrzehnte über seine Töchter machte, ist zu entnehmen, dass sie eine höhere Bildung in Russland genossen haben, mehrere europäische Sprachen sprechen und derzeit in Russland leben. Vor Jahren erzählte Putin bei einer Pressekonferenz über seine Töchter, er sei "stolz auf sie". "Sie studieren und arbeiten weiterhin", sagte er und fügte hinzu, dass seine Töchter "in keinerlei geschäftliche Angelegenheiten verwickelt" und auch nicht "in der Politik" aktiv seien.
Bei einer Pressekonferenz im Jahr 2019 wurde der Kreml-Chef direkt auf den wachsenden Einfluss seiner Töchter und ihre Verbindungen zu staatlichen Institutionen angesprochen. Der russische Präsident weigerte sich, auf diese Frage einzugehen. Laut US-Finanzministerium ist Tichonowa eine Tech-Managerin, die die russische Rüstungsindustrie unterstütze. Woronzowa leite ein Gen-Forschungsprogramm, das vom russischen Staat finanziert und zudem "von Putin persönlich beaufsichtigt" werde.