Papst Franziskus hat den Krieg in der Ukraine verurteilt, direkte Kritik an Russland aber vermieden. Zum Auftakt eines Besuchs in Malta sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstag in der Hauptstadt Valletta, aus dem Osten Europas sei die "Finsternis des Krieges" gekommen. Wieder einmal schürten "einige wenige Mächtige" Konflikte. Der 85-Jährige nannte jedoch - wie schon bei früheren Gelegenheiten - weder Russland noch dessen Präsidenten Wladimir Putin beim Namen.
Vor seinem Abflug auf die Mittelmeerinsel hatte Franziskus in Rom mehrere Familien getroffen, die aus der Ukraine nach Italien geflüchtet sind. Auf dem Flug nach Malta bestätigte er, dass es Überlegungen für einen Besuch in Kiew gibt. Auf die entsprechende Frage eines mitreisenden Journalisten antwortete er: "Ja, das liegt auf dem Tisch."
"Wir dachten, dass Invasionen aus anderen Ländern, brutale Straßenkämpfe und atomare Bedrohungen dunkle Erinnerungen an eine ferne Vergangenheit seien", sagte der Argentinier in seiner Ansprache vor Diplomaten. "Doch der frostige Wind des Krieges, der nur Tod, Zerstörung und Hass mit sich bringt, ist anmaßend über das Leben vieler und die Tage aller hereingebrochen." Es sei traurig zu sehen, wie einige wenige Mächtige auf der Suche nach Raum und Einflusszonen voranschritten.
Franziskus landete am Samstag zu einem zweitägigen Aufenthalt auf Malta. Dabei ist auch der Umgang mit Flüchtlingen ein zentrales Thema. "Die Ausweitung der Notsituation der Migration - man denke nur an die Flüchtlinge aus der gepeinigten Ukraine - verlangt nach umfassenden, gemeinsamen Antworten", meinte der Papst. "Es ist nicht möglich, dass einige Länder das gesamte Problem aufbürden, während die anderen Länder in der Gleichgültigkeit verharren."
Laut Kathpress zeigte der Pontifex mit Blick auf den wachsenden Zustrom von Migranten nach Europa Verständnis für "Ängste und Unsicherheiten". Dem komplexen Thema müsse man sich aber gemeinschaftlich stellen und es in eine breitere zeitliche und räumliche Perspektive einordnen.
Nach seiner Ankunft auf Malta forderte der 85-Jährige mehr Engagement gegen Korruption im kleinsten EU-Land. In dem Land mit rund 500.000 Einwohnern ist Korruption ein bekanntes Problem. Weltweites Aufsehen erregte der Mord an der maltesischen Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia 2017, die durch eine Autobombe getötet wurde. Zuvor recherchierte sie zu Korruption rund um einen Deal für ein Kraftwerk, in den auch Politiker aus der höchsten Ebene involviert waren.
Am Sonntag will der Heilige Vater ein Zentrum besuchen, in dem ungefähr 50 Migranten untergebracht sind.