Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine könnte UN-Angaben zufolge demnächst die Schwelle von zwei Millionen überschreiten. "Ich denke, dass wir heute oder spätestens morgen die Zwei-Millionen-Marke überschreiten werden. Es hört also nicht auf", sagte der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Filippo Grandi, am Dienstag in Oslo. Alleine in Polen sind seit Beginn der russischen Invasion 1,2 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen.
Die Balkankriege in Bosnien und im Kosovo hätten ebenfalls zu enormen Flüchtlingsströmen geführt, sagte Grandi. Es habe sich dabei um "vielleicht zwei oder drei Millionen" Menschen gehandelt, "aber über einen Zeitraum von acht Jahren". "Jetzt sind es acht Tage", betonte er.
Grandi warnte zudem davor, dass die zweite Flüchtlingswelle aus der Ukraine hilfsbedürftiger als die erste sein werde. "Wenn der Krieg weitergeht, werden wir es mit Menschen zu tun haben, die weder Ressourcen noch Verbindungen ins Ausland haben", so der UNHCR-Chef. Damit werde die Situation in den europäischen Ländern schwieriger, noch mehr Solidarität in Europa und anderen Gegenden werde nötig sein.
Alleine am Montag überschritten rund 141.500 Menschen die Grenze nach Polen, teilte der dortige Grenzschutz am Dienstag auf Twitter mit. Und auch in Tschechien nimmt die Zahl der Kriegsflüchtlinge zu. Bisher seien mehr als 100.000 Menschen aus der Ukraine eingetroffen, sagte Ministerpräsident Petr Fiala.