Glaubt man Russlands Staatschef Wladimir Putin, so läuft bei der "Spezial-Militäroperation" in der Ukraine alles nach Plan: Die russischen Soldaten kämpfen im Nachbarland tapfer und überlegen gegen die "Neonazis" in Kiew und "befreien" den Donbass. Für die russische Bevölkerung gibt es kaum noch Möglichkeiten, unabhängige Medien zu konsumieren – sprich: die Wahrheit zu erfahren.
Bei der Gehirnwäsche geht Putin keine Kompromisse ein, auch die Jüngsten im Land werden ganz nach den Vorstellungen des Kremls erzogen. Nun wird den Schulkindern in Russland ein besonders schlechtes Märchen aufgetischt. Ab sofort findet sich im Lehrplan ein Propagandavideo zur russischen "Befreiungsmission" in der Ukraine. Pflichtlektüre, sozusagen. Lehrer müssen beweisen, dass sie das Video mit dem Titel "Verteidigung des Friedens" in den Unterricht eingebaut haben.
Wanja und Kolja: Zwei Freunde, die sich streiten
Die Geschichte beginnt mit einer Freundschaft. Wanja und Kolja – beides sind typisch russische Vornamen – gehen zusammen zur Schule. Die beiden Hauptcharaktere verstehen sich blenden. Wanja symbolisiert dabei Russland, Kolja die Ukraine. Eines Tages wechselt Kolja in eine andere Klasse, und nicht nur das: Auch seinen Namen ändert er in Mykola, die ukrainische Entsprechung von Kolja. Schon bald schloss Mykola, respektive die Ukraine, neue Freundschaften – mit schlechten Freunden, wie es im Video dargestellt wird. Die neuen "schlechten Freunde", zu ihnen zählen die USA und Deutschland, erzählen der Ukraine böse Dinge über Russland. Die Beziehung zwischen Wanja und Mykola bröckelt ...
Weiter in der russischen Interpretation. Jegliche Interventionsversuche vom alten Freund Wanja – Mykola möge doch bitte damit aufhören, Donezk und Luhansk zu triezen und wieder Frieden mit ihnen schließen – wollte er nicht hören. Wanja sieht sich gezwungen, einzugreifen.
Sehen Sie hier das Video in voller Länge:
Und so erklärt Russland den Kindern den Krieg gegen die Ukraine. Millionen russischer Kinder wachsen mit der Vorstellung auf, dass ihre Nachbarn, nämlich alle Ukrainer, schlechte Leute sind. Für Putin eine Investition in die Zukunft: Er stellt sicher, dass auch die kommenden Generationen das denken, was der Kreml sich wünscht. Ohne Rücksicht auf Wahrheit – und niemand ist vor der Kreml-Gehirnwäsche gefeit.
Simon Rothschedl