Keine iPhones mehr für Russland, keine Autos von BMW und auch kein Playmobil. Jetzt lässt auch Google wissen, sein Anzeigengeschäft in Russland bis auf Weiteres auszusetzen. Zudem setzt der US-Chipriese Intel, wichtigste Anbieter von Prozessoren und Servern in Rechenzentren, alle Lieferungen aus. Denselben Schritt setzt auch die Swatch Group, zu der Marken wie Omega, Longines oder eben Swatch gehören.
Immer mehr Unternehmen setzen ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine. Sie stoppen ihr Russland-Geschäft oder schränken es ein. Je tiefer russische Truppen in das Nachbarland eindringen, desto deutlicher zeichnet sich ein Rückzug internationaler Firmen aus Russland ab. Ein Überblick:
Automobilsektor
Daimler Truck will seine Geschäftsaktivitäten in Russland und die Kooperation mit dem russischen Lkw-Hersteller Kamaz mit sofortiger Wirkung einstellen. Die Mercedes-Benz-Group, ehemals Daimler und früher Mutterkonzern der Daimler-Lkw-Sparte, beabsichtigt ihre 15-prozentige Beteiligung an Kamaz zu verkaufen.
BMW verzichtet auf den Export seiner Autos nach Russland und will die Produktion in den dortigen Werken beenden.
Volkswagen hat in Russland die Auslieferung von Fahrzeugen an Händler seiner Marken bis auf Weiteres ausgesetzt.
Der schwedische Autohersteller Volvo Cars liefert seine Autos bis auf Weiteres nicht mehr nach Russland. 2021 hatte Volvo dort 9000 Autos abgesetzt.
Auch der amerikanische Hersteller General Motors kündigt einen Export-Stopp nach Russland an. General Motors verkauft nur rund 3000 Autos jährlich auf dem russischen Markt und betreibt dort auch keine Werke.
Mitsubishi zieht ein Einstellen der Produktion und des Verkaufs seiner Autos in Erwägung, da die Sanktionen gegen Russland zu Unterbrechungen in den Lieferketten der Japaner führen könnten.
Renault hat wegen logistischer Engpässe seine Aktivität in russischen Werken zeitweise eingeschränkt. Die Franzosen erwirtschaften nach Schätzungen von Citibank acht Prozent ihrer Kerneinnahmen in Russland und haben eine Mehrheitsbeteiligung an Russlands größtem Autohersteller Avtovaz.
Der Motorrad-Hersteller Harley Davidson hat seine Geschäfte und Lieferungen in Russland eingestellt.
Ford Motor hat seinen Joint Venture Partner Sollers über das Aussetzen seines Russlandgeschäfts bis auf weiteres informiert.
Die Hersteller von Luxusautos Jaguar Land Rover und Aston Martin pausieren den Export ihrer Autos nach Russland. Russland und die Ukraine steuern zu weniger als einem Prozent der Umsätze von Aston Martin bei.
MAN hat die Lieferung von Lastwagen und Ersatzteilen nach Russland und Belarus gestoppt.
Luftfahrt
Die Lufthansa fliegt Russland nicht mehr an. Die Sperrung des Luftraums durch Russland zwingt die Airline und zahlreiche Konkurrenten, einen Bogen um das Land zu machen. Das führt auf vielen Verbindungen zu längeren Routen. Die Tochter Lufthansa Technik hat wegen der Sanktionen sämtliche Serviceleistungen für russische Kunden gestoppt, mehrere Hundert Flugzeuge sind betroffen.
Die Flugzeughersteller Airbus und Boeing stellen ihre Lieferungen an russische Fluggesellschaften ein. Die Airlines erhalten damit keine Ersatzteile mehr und werden auch technisch nicht mehr unterstützt.
Das weltweit größte Flugzeug-Leasing-Unternehmen Aercap Holdings verzichtet auf Leasing-Geschäfte mit russischen Fluglinien. Rund fünf Prozent der Flotte von AerCap waren Ende 2021 im Betrieb von russischen Airlines.
Banken und Fondsgesellschaften
Die österreichische Raiffeisen Bank International prüft Insidern zufolge ein Verlassen des russischen Markts als Notfallplan, falls der russischen Tochter das Geld ausgehen sollte. Die RBI hat 2021 fast ein Drittel ihres Nettogewinns in Russland erwirtschaftet. Eine Sprecherin des Instituts erklärte, die RBI plane keinen Rückzug aus Russland.
Bei der Fondsgesellschaft DWS tätigen aktiv verwaltete Publikumsfonds bis auf Weiteres keine neuen Investitionen in russische Wertpapiere.
Union Investment setzt die Ausgabe sowie die Rücknahme von Fondsanteilen für den UniEMOsteuropa aus. Der Fonds der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken hatte Ende Jänner ein Fondsvolumen von rund 100 Millionen Euro, wovon rund 60 Prozent in Russland investiert waren.
Die weltweit tätige Bank HSBC schraubt ihre Zusammenarbeit mit russischen Banken, darunter die zweitgrößte Bank Russlands VTB, zurück. HSBC erwirtschaftet nur rund 15 Millionen seiner Gesamteinnahmen von 50 Milliarden Dollar (44,79 Mrd. Euro) in Russland.
Die Bank Nordea hat den Handel von Investmentfonds mit starkem Russland-Exposure ausgesetzt.
Energie
Der französische Ölriese Total will kein Kapital mehr für neue Projekte in Russland bereitstellen.
Der britische Energiekonzern BP trennt sich von seiner Beteiligung von knapp 20 Prozent am russischen Ölkonzern Rosneft.
Der britische Energiekonzern Shell will seine Gemeinschaftsunternehmen mit GAZPROM und zugehörigen Firmen aufgeben. Dazu zählt unter anderem auch eine Beteiligung von 27,5 Prozent an der LNG-Anlage Sakhalin 2.
Der norwegische Energiekonzern Equinor wird sich von seinen Joint Ventures in Russland trennen, was unter anderem auch ROSNEFT betrifft.
Das dänische Unternehmen Orsted hat die Beschaffung von russischer Kohle und Biomasse für seine Kraftwerke eingestellt, wird aber im Rahmen eines langfristigen Vertrags weiterhin bis zu zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr von Gazprom beziehen. Zudem würden keine neuen Verträge mit Unternehmen oder Lieferanten aus Russland abgeschlossen.
Der italienische Energiekonzern Eni verkauft seinen Anteil an der Blue Stream Pipeline, die er zusammen mit dem russischen Gaskonzern Gazprom besitzt. Die Pipeline transportiert russisches Gas in die Türkei.
Der US-Ölkonzern Exxon Mobil zieht sich aus dem russischen Öl- und Gasgeschäft zurück und tätigt keine neuen Investitionen mehr.
Der Technologiekonzern Siemens reagiert auf den russischen Angriff auf die Ukraine und stellt sein Neugeschäft mit Russland ein. Dies gelte auch für internationale Lieferungen.
Der österreichische Energiekonzern OMV hat seine Pläne, sich an einem Gasfeldprojekt der Gazprom zu beteiligen, aufgegeben und prüft seine Rolle bei der Nord Stream 2-Gaspipeline.
Film und Fernsehen
Die Hollywood-Studios Warner Brothers, Disney und Sony Pictures setzen Filmstarts in Russland aus.
Industrie
Der Elektrotechnikkonzern Siemens Energy hat sämtliches Neugeschäft in Russland gestoppt. Der frühere Mutterkonzern Siemens hat alle neuen Geschäfte und internationalen Lieferungen nach Russland eingestellt. Seine lokalen Service- und Wartungsaktivitäten will Siemens unter strikter Einhaltung der Sanktionen fortsetzen.
Der schwedische Maschinenbauer Sandvik stellt seine Tätigkeit in Russland, die sich dort auf Vertrieb und Dienstleistungen fokussieren, ein.
Logistik
Die beiden großen US-Paketdienstleister UPS und Fedex setzen Lieferungen nach Russland und in die Ukraine nach Russlands Einmarsch vorerst aus.
Die Deutsche-Post-Tochter DHL befördert keine Sendungen mehr nach Russland und auch Transportleistungen in die und aus der Ukraine wurden gestoppt.
Die singapurische Reederei Ocean Network Express hat die Buchungen von und nach Russland ausgesetzt.
Auch die dänische Reederei Maersk setzt Container-Schifffahrten von und nach Russland aus.
Die Reederei Hapag Lloyd hat Buchungen für Russland vorübergehend ausgesetzt und Fahrten in die Ukraine gestoppt.
Die Schweizer Reederei Mediterranean Shipping hat die Buchung von Fracht von und nach Russland gestoppt, nimmt aber weiterhin Lebensmittel und humanitäre Güter an und prüft sie.
Der Schweizer Logistikkonzern Kühne + Nagel setzt bis auf Weiteres alle Importlieferungen in die Russische Föderation aus, mit Ausnahme von Pharma-, Gesundheits- und humanitären Transporten.
Weiters lässt der deutsche Flughafenbetreiber Fraport seine Geschäftsaktivitäten in St. Petersburg ruhen.
Technologie
Der US-Technologiekonzern Apple setzt den Verkauf aller Produkte in Russland aus und schränkt Apple Pay und andere Dienste ein.
Alphabet hat Handy-Apps, die mit den russischen Sendern RT und Sputnik verbunden sind, in seinem Play Store blockiert sowie mit den Sendern in Verbindung stehende Kanäle auf seiner Video-Plattform YouTube in Europa gesperrt.
Airbnb vermittelt keine Unterkünfte mehr in Russland und Belarus.
Microsoft will die Handy-Apps von RT aus dem Windows App Store entfernen und Werbung in staatlich geförderten russischen Medien verbieten.
Der US-Computerhersteller DELL hat den Verkauf von Produkten in der Ukraine und in Russland ausgesetzt.
Intel, wichtigste Anbieter von Prozessoren und Servern in Rechenzentren, setzt alle Lieferungen nach Russland aus.
Google stoppt bis auf Weiteres das Anzeigengeschäft in Russland.
Auch der deutsche Softwarekonzern SAP stellt sein Geschäft in Russland teilweise ein.
Telekommunikation
Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson setzt seine Lieferungen nach Russland aus.
Der finnische Telekommunikationsausrüster Nokia stellt seine Lieferungen nach Russland ein. Davon betroffen seien MTS, Vimpelcom, Megafon und Tele2.
Andere Branchen
Die Swatch Group, zu der Marken wie Omega, Longines oder eben Swatch gehören, setzt sämtliche Lieferungen nach Russland aus.
Der finnische Reifenhersteller Nokian Tyres verlagert die Produktion einiger seiner wichtigsten Produktlinien von Russland, wo es rund 80 Prozent seiner jährlichen Kapazität produziert, nach Finnland und in die Vereinigten Staaten.
Das finnische Chemieunternehmen Kemira hat die Lieferungen nach Russland und Weißrussland bis auf weiteres eingestellt.
Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas hat seine Partnerschaft mit dem Russischen Fußballverband eingestellt.
Der US-Sportartikelhersteller Nike hat den Kauf von Waren auf seiner Website und App in Russland eingestellt.
Der schwedische Haushaltsgerätehersteller Electrolux hat alle Aktivitäten in Russland eingestellt.