Krisensitzungen gehören dieser Tage bei Magna Steyr in Graz zur Tagesordnung. Rund ein Dutzend Zulieferer aus der Ukraine können ihre Produkte aufgrund des Krieges nicht liefern, darunter ein Kabelbaumhersteller.

Intern wird bei Magna langsam klar, dass man nicht vorhersagen könne, wie und ob man nächste Woche überhaupt noch Autos wie den in Graz gefertigten 5er-BMW produzieren könne. Kurzarbeit oder deren Ausweitung sind die Folgen. Sogar ein Produktionsstopp steht im Raum – die nächsten zehn Tage sind in der weiteren Entwicklung entscheidend.

Das BMW-Werk in Steyr (OÖ) hat bereits die Notbremse gezogen. Die Ausfälle in der ukrainischen Zulieferindustrie führen zu Kurzarbeit. Ab Freitag (4. 3.) soll die Produktion überhaupt zum Stillstand kommen.

Internationale Produktionsstopps

So ergeht es der gesamten Autoindustrie. Der Volkswagenkonzern ist zum Beispiel mit mehreren Marken betroffen. Porsche setzt etwa die Produktion in Leipzig aus, VW-Werke in Sachsen müssen mehrere Tage pausieren, weil aus der Westukraine zugelieferte Kabelsätze fehlen. Weitere Ausfälle in den kommenden Wochen sind für die Werke in Wolfsburg, Hannover sowie in einigen internen Komponentenfabriken angekündigt.

Auch der Lkw-Hersteller Steyr Automotive des Investors Siegfried Wolf muss ab Donnerstag die Produktion einstellen. Auch hier seien Lieferschwierigkeiten bei Kabelbäumen aus der Ukraine der Hintergrund, bestätigte eine Unternehmenssprecherin. Am Mittwoch kommender Woche wolle man die Produktion in Steyr in Oberösterreich wieder aufnehmen, aber "wir müssen auf Sicht fahren".

Von den Problemen mit den Kabelbäumen sei der gesamte MAN-Verbund, für den Steyr Automotive Auftragsfertigung mache, betroffen, hieß es aus dem Unternehmen. Die kommenden vier Werktage steht die Produktion daher still. Bereits zuvor hatte Steyr Automotive die Verlängerung der mit Ende Februar auslaufenden Kurzarbeit um vier Monate bis Ende Juni beantragt.

Die weiteren Folgen sind dramatisch. Die von der Pandemie und der Chipkrise schwer gebeutelte Autoindustrie wird mitten in einer Erholungsphase abrupt abgestoppt.

Das werden auch die Konsumenten zu spüren bekommen.

Autos werden teuer, so Experten. Höhere Energiepreise,Rohstoffengpässe (in der Autobranche sind neben Halbleitern auch Stahl, Aluminium und Kupfer knapp), Lieferprobleme bei den Zulieferern, Verknappung der Ware Auto.

Banken-Problem

Dazu kommen unabsehbare Konsequenzen, sollten weitere russische Banken aus dem Swift-System fallen. So könnte die Bezahlung von Im- und Exporten ins Stocken geraten. VW-Chef Herbert Diess richtete eine Arbeitsgruppe ein, um die Folgen des Krieges für das Netz der weltweit über 40.000 Lieferanten seines Konzerns zu analysieren.
Zunächst hieß es, die Lage könne "zu Anpassungen an einzelnen
Standorten führen".

Außerdem wird der Markt in Russland für die Autobranche zum Erliegen kommen.

Allein die VW-Gruppe lieferte 2021 in Zentral- und Osteuropa fast 660.000 Fahrzeuge aus. Manche Konkurrenten ziehen schon Konsequenzen: Der weltgrößte Lastwagenbauer Daimler Truck stellte seine Aktivitäten in Russland inklusive der Kooperation mit dem Panzerwagen-Hersteller Kamaz vorerst ein. Der Nutzfahrzeughersteller Volvo stoppte Produktion und Verkauf. 

Nach Angaben des Branchenverbands VDA gibt es 49 Fertigungsorte deutscher Zulieferer und Hersteller in Russland und der Ukraine

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