Mit dem Lastenrad voller Spenden kommt eine junge Frau vor der Kirche angefahren. Nach einem Spendenaufruf in ihrer Firma hat sie das Rad beladen und die Spenden zum Team von "Save Ukraine Graz" gebracht. Menschen mit Sporttaschen, Totebags oder Müllsäcken voller Sachspenden kommen dazu. Sie alle wollen helfen.
Bohdan Andrusyak, Data Scientist bei der Kleinen Zeitung, kommt aus Lwiw im Westen der Ukraine. Bohdan hilft beim Organisieren der Aktion, bei der Sachspenden und Geld gesammelt und direkt zur ukrainischen Grenze gebracht werden.
"Wir sammeln Spenden und organisieren Fahrerinnen und Fahrer, die die gespendeten Dinge an die slowakische, ungarische und polnische Grenze bringen. Freiwillige Helferinnen und Helfer von dort transportieren die Sachspenden dann weiter, zum Beispiel zu Krankenhäusern, damit ihnen die medizinischen Hilfsmittel nicht ausgehen."
Das Team besteht aus den unterschiedlichsten Menschen aus verschiedenen Ländern. Darunter ist auch Katharina. Ihre Familie stammt aus dem Osten der Ukraine, aus Lugansk. "Ich rufe jeden Tag meine Familie und meine Freundinnen und Freunde an und muss fragen, ob sie noch leben und wie es ihnen geht." Ihre Eltern haben Lugansk mittlerweile verlassen und leben in der Hauptstadt, die aktuell von heftigen Angriffen getroffen ist. Katharina habe die unterstützenden und solidarischen Worte in den sozialen Medien wahrgenommen, findet aber, dass endlich Taten folgen müssen.
Das Angebot, mit Sachspenden zu helfen, wird gut angenommen. Ein junges Paar bleibt beim Vorbeigehen stehen. "Wir werden morgen wieder kommen und Kleidung spenden. Wir hätten sie sowieso zur Altkleidersammlung gebracht, da macht das schon mehr Sinn." Es sei schön, in Bewegung zu kommen und das Gefühl zu haben, helfen zu können, so eine junge Frau, die alte Wintermäntel und Pullover vorbeigebracht hat. "Jede und jeder von uns hat etwas, das gespendet werden kann. Das ist im Moment die einzige Möglichkeit, um zu helfen", sagt uns eine Frau, die Essen vorbeigebracht hat.
Bohdan selbst meint, dass er schon mit vielen Helfenden gerechnet habe, aber die Menge sei doch überwältigend. Hilfe gab es auch vom Pfarrer der Mariahilferkirche, der selbst Ukrainer ist. Die Spenden konnten Bohdan und sein Team in der Kirche lagern.
Schwierigkeiten gibt es jedoch mit der Logistik. Das Team sucht Fahrerinnen und Fahrer, die die Spenden zur Grenze transportieren. "Wir hoffen, dass wir so viel wie möglich so schnell wie möglich an die Grenze bringen können. Wenn ihr fahren könnt, bitte meldet euch bei uns."
Dass der Aufwand nicht zu unterschätzen ist, bestätigt uns das Rote Kreuz. "Es ist viel Planung, Abstimmung und Logistik nötig, um das liefern zu können, was gerade gebraucht wird." Auch in den sozialen Medien tauchen vermehrt Warnungen auf: Als Privatperson auf eigene Faust eine Spendenaktion zu starten und einfach loszufahren, sei keine gute Idee, unter anderem weil die Infrastruktur an den Grenzen dadurch überlastet werden könnte. Geldspenden seien immer noch die wirksamste Art zu helfen.
"Save Ukraine Graz" kann mittlerweile nur noch Medikamente annehmen. Diese können auch heute und in den kommenden Tagen wieder in Graz vor der Kirche am Mariahilferplatz abgegeben werden.