"Nach reiflicher Überlegung habe ich die äußerst schwierige Entscheidung getroffen, mich bis auf Weiteres aus dem Konzertleben zurückzuziehen", ließ die Wahlösterreicherin über den Veranstalter River Concerts am Dienstag mitteilen.
"Es ist nicht die richtige Zeit für mich aufzutreten und zu musizieren. Ich hoffe, dass mein Publikum diese Entscheidung verstehen wird", heißt es in dem Statement weiter. Das für den 2. März in der Hamburger Elbphilharmonie geplante Konzert mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov wird auf den 7. September verschoben.
Absage politisch begründet
Nachdem die Mailänder Scala dem putinfreundlichen Maestro Valery Gergiev (auch: Waleri Gergijew) das Dirigat entzogen hatte, verzichtete Netrebko zunächst nur auf ihren dortigen Auftritt. Ihre Absage begründete die "unpolitische" Sängerin politisch. Auf ihren Sozialnetzwerken dementierte die Sängerin, dass sie aus Gesundheitsgründen nicht auftreten werde. "Not coming" (Ich komme nicht), heißt es auf einem Post Netrebkos auf Instagram am Montagabend. Damit dementierte sie einen Bericht der römischen Tageszeitung "La Repubblica", laut dem sie aus Gesundheitsgründen nicht in Mailand auftreten werde. "Das stimmt nicht", kommentierte Netrebko lakonisch.
Davor hatte die Diva auf ihrer Facebook-Seite betont, es sei nicht richtig, Künstler oder andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu zwingen, ihre politische Meinung in der Öffentlichkeit zu äußern und ihr Heimatland anzuprangern. "Dies sollte eine freie Entscheidung sein. Wie viele meiner Kollegen bin ich kein politischer Mensch. Ich bin kein politischer Experte. Ich bin Künstler und mein Ziel ist es, Menschen über politische Grenzen hinweg zu vereinen", schrieb die 50-jährige Sopranistin.
"Ich bin gegen diesen Krieg. Ich bin Russin und liebe mein Land, aber ich habe viele Freunde in der Ukraine, und der Schmerz und das Leid in diesem Moment bricht mir das Herz. Ich möchte, dass dieser Krieg endet und die Menschen in Frieden leben können. Das ist es, was ich hoffe und wofür ich bete", fügte sie hinzu.
Die Entwicklungen an der Scala werden von der italienischen Presse genau verfolgt. "Gergiev und Netrebko weg von der Scala. Netrebko zahlt einen hohen Preis dafür, dass sie von Gergiev entdeckt wurde", kommentierte die römische Tageszeitung "Il Messaggero" (Dienstagsausgabe).