"Zu keiner Zeit war der Wille, frei zu sein, bewusster und stärker. Zu keiner Zeit war die Unterdrückung gewalttätiger und besser ausgerüstet...“

Die Leitung der Salzburger Festspiele zitiert in einer Aussendung aus der im Vorjahr aufgeführten Oper „Intolleranza“ von Luigi Nono und betont: „Wir sehen keine Grundlage für eine künstlerische oder wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Institutionen oder Einzelpersonen, die sich mit diesem Krieg, dessen Betreibern und deren Zielen identifizieren“.

So halten es inzwischen auch die meisten anderen. Und der prominenteste Künstler, den es jetzt nach und nach trifft, ist Valery Gergiev. Der Dirigent wurde schon beim New York-Gastspiel der Wiener Philharmoniker und von der Mailänder Scala ausgeladen. Gestern entließ die Stadt München den 68-Jährigen als Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, weil er sich trotz Aufforderung nicht vom Krieg gegen die Ukraine distanzierte. Absagen hagelte es für Gergiev bisher auch von der Pariser Philharmonie, der Elbphilharmonie Hamburg, der Bayerischen Staatsoper, dem Festspielhaus Baden-Baden und dem vom Wiener Pianisten Rudolf Buchbinder geleiteten Festival Grafenegg in Niederösterreich.

Der in Nordossetien aufgewachsene Gergiev, der seinen Intimus Putin nach dem Georgien-Krieg im August 2008 mit einem Gedenkkonzert für die Opfer „der georgischen Aggression“ beigestanden war, unterschrieb 2014 mit 300 weiteren Künstlern eine Erklärung, „die Position des Präsidenten zur Ukraine und der Krim felsenfest zu unterstützen“. Als Gergiev im selben Jahr in Sotschi die olympische Fahne ins Stadion trug, waren die Zungen rasch gespitzt: „Kein Wunder – ein Freund Putins und ein Freund des Wodkas, passend mit Fahne!“