Die Ukraine will nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj die Produktion von Drohnen als wichtiges Mittel zur Kriegsführung ausbauen. „Für dieses Jahr sind bereits eine Million Drohnen bei unseren Herstellern in Auftrag gegeben worden“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Im kommenden Jahr sollten es deutlich mehr sein.

„Wir geben zu diesem Zeitpunkt nicht alle Details bekannt, aber unsere Produktionskapazität für Drohnen nimmt stetig zu, und wir arbeiten nicht nur mit staatlichen Mitteln, sondern auch mit Partnern zusammen, um in unsere Produktion von Drohnen zu investieren“, führte Seleskyj aus.

Die Ukraine hat als eines der ersten Länder überhaupt eine eigene Drohnen-Waffengattung ins Leben gerufen. Seit Monaten attackiert das ukrainische Militär zahlreiche Ziele auf russischem Staatsgebiet mit Kampfdrohnen. Dabei werden bevorzugt Raffinerien, Treibstoff- und Munitionsdepots sowie Militärflugplätze angegriffen.

Drohnen als Ausweichoption

Ein Grund für den verstärkten Einsatz der unbemannten Flugroboter ist die Weigerung der westlichen Partner, dem ukrainischen Militär den Einsatz der von ihnen gelieferten schweren Waffen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet zu genehmigen. Außerdem sind Drohnen vergleichsweise günstig und können dem Gegner bei geringem Risiko für die eigene Truppe schwere Verluste zufügen.

„Wir investieren in etwas, das uns jetzt hilft, uns zu verteidigen - und das in Zukunft dazu beitragen wird, die Sicherheit all derer zu gewährleisten, die das Leben schätzen und die jetzt Seite an Seite mit uns stehen“, sagte Selenskyj. Die breite Palette von Aufklärungsdrohnen bis hin zu Langstreckendrohnen habe bereits strategische Auswirkungen auf den Krieg. Zudem könnten sie ein Faktor sein, „der nicht nur ein gerechtes Ende des Krieges herbeiführt, sondern die Ukraine auch zu einem Sicherheitsanbieter für andere Staaten macht“, sagte Selenskyj.

Russland wirft Ukraine „Terrorakt“ in Kursk vor

Russland wirft der Ukraine weitere Angriffe auf die Oblast Kursk nahe der Grenze vor und spricht von einem „Terrorakt“ gegen die Zivilbevölkerung. Nach Angaben des russischen Gesundheitsministeriums sind bei ukrainischen Angriffen auf Kursk 24 Menschen verletzt worden. Darunter seien sechs Kinder, meldet die staatliche Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf das Ministerium.

Das ukrainische Militär habe seine Luftangriffe fortgesetzt, teilte das Verteidigungsministerium mit. „Das ist ein weiterer Terrorakt“, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, dem russischen Sender Sputnik. Am Dienstag habe es bereits ukrainische Angriffe mit Panzern gegeben. „Er richtet sich offensichtlich gegen eine friedliche Bevölkerung, gegen eine Zivilbevölkerung“, so Sacharowa. Die Ukraine äußerte sich nicht dazu. Beide Kriegsparteien erklären immer wieder, sie griffen die Zivilbevölkerung nicht an.

Auch in den Oblasten Woronesch, Belgorod und Rostow, die wie Kursk eine Grenze mit der Ukraine teilen, wurden laut Verteidigungsministerium Drohnen abgefangen. Die Ukraine feuert immer wieder Artillerie und Raketen auf russisches Territorium und hat mit Langstrecken-Drohnen Ziele tief im Inneren Russlands angegriffen. Infanterieangriffe kommen allerdings selten vor.

Von ukrainischer Seite verlautete, dass die russischen Streitkräfte „erhebliche Verluste“ erlitten hätten. Unter anderem sei ein russischer Kampfhubschrauber Ka-52 „Alligator“ abgeschossen worden. Die Angaben der beiden Kriegsparteien konnten nicht unabhängig überprüft werden.

In sozialen Medien in Russland kursierten Berichte über Kämpfe und den Einsatz von Kampfflugzeugen. Eine Videoaufnahme zeigte einen ausgebrannten Tankwagen an einem Straßenrand, allerdings ohne Ortsangabe.

Russische Truppen rückten in der Region Donezk in der Ostukraine weiter vor. Wie der regierungsnahe ukrainische Militärkanal Deep State berichtete, sei die Ortschaft Nju-Jork (New York) bereits zum Teil unter der Kontrolle russischer Einheiten. Unter anderem sei bereits die russische Flagge über dem Schulgebäude im nordwestlichen Teil der Ortschaft gehisst worden.