In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist am späten Montagabend Luftalarm ausgelöst worden. Wie internationale Nachrichtenagenturen aus dem Zentrum Kiews berichteten, waren über der Stadt laute Explosionen zu hören. Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte im Onlinedienst Telegram, die Luftabwehrsysteme seien aktiviert worden. „Bleibt in den Schutzräumen!“

In der Nacht haben sich Russland und die Ukraine erneut gegenseitig mit Drohnen und Raketen angegriffen. In der russischen Grenzregion Belgorod ist Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow zufolge ein Zivilist bei einem ukrainischen Drohnenangriff getötet worden. Über der Region seien neun Drohnen abgeschossen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Über der Region Kursk seien es am frühen Dienstag 13 Drohnen gewesen.

Russischer Raketenangriff auf Spital

Bei einem russischen Raketenangriff auf die nordostukrainische Stadt Charkiw ist den örtlichen Behörden zufolge eine Klinik getroffen worden. Zwei Menschen seien wegen akuter Stressreaktionen behandelt worden, teilte die Regionalverwaltung auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Es könnten sich aber noch Menschen unter den Trümmern befinden.

„Heute Nacht wurde die Stadt Sudscha von der Ukraine aus beschossen“, teilte der geschäftsführende Gouverneur des russischen Gebietes Kursk, Alexej Smirnow, auf Telegram mit. Es seien mehrere Wohnhäuser stark beschädigt und dabei mindestens fünf Menschen verletzt worden. Dazu veröffentlichte Smirnow Bilder der betroffenen Häuser.

Russische Soldaten haben dem Gouverneur zufolge einen Grenzübertritt des ukrainischen Militärs vereitelt. Wie der Telegramkanal Mash, der Verbindungen in russische Sicherheitskreise hat, berichtete, hätten etwa 100 ukrainische Kämpfer versucht, in der Gegend von Sudscha über die Grenze zu gelangen. Kursk grenzt an die Region Sumy im Nordosten der Ukraine.

Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge sind in der Nacht und den Morgenstunden 34 ukrainische Drohnen abgeschossen worden. Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, dass das russische Militär vier ballistische Raketen und zwei Luft-Boden-Raketen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert habe. Nur zwei der ballistischen Raketen seien abgeschossen worden.

Herabstürzende Trümmerteile nahe Kiew

Ein in sozialen Netzwerken kursierendes Video zeigte, wie eine mutmaßlich beschädigte russische Rakete im östlichen Kiewer Vorort Browary herabstürzt und explodiert. Zudem hat die russische Armee den Angaben nach 15 Kampfdrohnen auf Ziele in den Gebieten Kiew, Cherson, Mykolajiw und Chmelnyzkyj eingesetzt. Alle sollen abgefangen worden sein. Dennoch gab es Behördenangaben zufolge im Kiewer Umland Schäden durch herabstürzende Trümmerteile.

Zu den von Russland eingesetzten ballistischen Raketen machte das ukrainische Militär keine eindeutigen Angaben. Es könne sich dabei sowohl um russische Iskander-Raketen als auch um Raketen aus Nordkorea des Typs KN-32 gehandelt haben. Tags zuvor hatte ein auf militärische Analysen spezialisiertes ukrainisches Portal unter Bezug auf eigene Quellen berichtet, dass Russland Ende Juli wieder nordkoreanische Raketen in Richtung Bila Zerkwa bei Kiew abgefeuert habe. Im Februar waren ukrainischen Angaben nach KN-32-Raketen gegen Ziele in Charkiw eingesetzt worden. Westlichen und ukrainischen Berichten zufolge greift Russland mangels eigener Ressourcen bereits seit längerem auf Waffenlieferungen aus dem Iran und Nordkorea zurück.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. Regelmäßig greifen dabei beide Seiten Ziele auch weit im Hinterland des Gegners mit Drohnen und Raketen an. Die ukrainische Flugabwehr wurde daher mit westlichen Systemen vor allem aus Deutschland verstärkt.