Russische Truppen rücken in der strategisch wichtigen ostukrainischen Kleinstadt Tschassiw Jar weiter vor, wo der Siwerskyj-Donez-Donbass-Kanal eine natürliche Verteidigungslinie für die Ukrainer gebildet hatte. Für Gebiete in der Region Donezk, zu der auch Tschssiw Jar gehört, wurde unterdessen die Evakuierung von Kindern und deren Aufsichtspersonen angeordnet - wegen täglicher Bombardements durch Russland. In ihrem Abwehrkampf hat die Ukraine nun aber erste F16-Kampfjets.
Militärbloggern zufolge haben russische Einheiten den Siwerskyj-Donez-Donbass-Kanal an mehreren Stellen überschritten und versuchen, sich in der Stadt Tschassiw Jar festzusetzen. Auch das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) schrieb in seinem Abendbericht für Samstag, dass russische Truppen westlich des Kanals operierten. Den östlichen Stadtteil jenseits des Kanals hatten die Ukrainer schon im Juli aufgeben müssen.
Der ukrainische Generalstab erwähnte die Kämpfe um Tschassiw Jar in seinen Lageberichten nur allgemein. Insgesamt habe es an den Fronten im Osten und Süden der Ukraine seit Samstagmorgen 140 einzelne Gefechte gegeben, hieß es. Die hohe Zahl lässt auf intensive Kämpfe schließen.
Tschassiw Jar: Bollwerk, das Städte absichert
Tschassiw Jar im Gebiet Donezk liegt westlich der Stadt Bachmut, die 2023 nach monatelangen schweren Kämpfen von Russland erobert worden war. Auf einer Anhöhe gelegen, war Tschassiw Jar seitdem das Bollwerk, das wichtige Städte im ukrainischen Rückraum wie Kostjantyniwka und Kramatorsk absicherte.
Bei den Bodenkämpfen im Osten und Süden ist die ukrainische Armee seit langem in der Defensive und hat sich in den vergangenen Wochen an mehreren Orten zurückziehen müssen. Die Eröffnung einer zweiten Front durch Russland bei der Großstadt Charkiw im Mai hat die Ukraine gezwungen, Truppen dorthin zu verlegen. Diese fehlen nun an anderen Frontabschnitten. Trotzdem ist der russischen Armee bei ihrer Sommeroffensive noch kein Durchbruch gelungen.
So hat das angegriffenen Land am Sonntag die Evakuierung von Kindern und ihren Aufsichtspersonen aus Gebieten in der Region Donezk im Osten des Landes angeordnet. "Der Feind bombardiert die Städte und Dörfer dieser Gemeinden jeden Tag, deshalb wurde beschlossen, Kinder mit ihren Eltern oder rechtlichen Vertretern in Sicherheit zu bringen", sagte der Gouverneur von Donezk, Wadym Filaschkin. Eine Liste von Städten und Dörfern in Gebieten, in denen Russland zuletzt Bodengewinne gemeldet hatte, wurde veröffentlicht.
F-16-Kampfjets angekommen
In ihrem Abwehrkampf baut die Ukraine auch auf F-16-Kampfjets von westlichen Staaten. Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Land die ersten F-16-Kampfjets aus US-Produktion erhalten. Selenskyj präsentierte die F-16-Kampfflugzeuge am Sonntag bei einer Zeremonie vor Journalisten und betonte zugleich, ihre Zahl reiche noch nicht aus.
Westliche Medien hatten zuletzt berichtete, dass bereits zehn Maschinen an Kiew übergeben worden seien. "Das Positive daran ist, dass wir zusätzliche F-16 erwarten", sagte Selenskyj. Die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Belgien haben der Ukraine zusammen über 60 der Kampfjets aus amerikanischer Produktion zugesagt und die Ausbildung ukrainischer Piloten übernommen. Die Waffen und Ausrüstung der Jets sollen nach amerikanischen Medienberichten aus den USA kommen.