Nach dem Tod eines zweiten libanesischen Soldaten hat die Armee des Landes nach eigenen Angaben in Richtung der israelischen Armee zurückgefeuert. „Ein Soldat wurde getötet, nachdem der israelische Feind in der Region von Bint Jbeil im Süden einen Militärposten ins Visier genommen hatte, und das militärische Personal hat die Schüsse erwidert“, erklärte die libanesische Armee am Donnerstag.
Ein Militärvertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei das erste Mal seit Oktober 2023, dass die libanesische Armee israelisches Feuer erwidert.
Zuvor hatte die libanesische Armee bereits den Tod eines ihrer Soldaten gemeldet, der an einem Rettungseinsatz des Roten Kreuzes im Südlibanon beteiligt gewesen sei.
Dossier
Massive Angriffe Israels auf Beirut
Die israelische Armee hat am Donnerstag das Zentrum von Beirut aus der Luft angegriffen. Es handle sich um einen gezielten Luftangriff, teilte das israelische Militär mit. Sechs Menschen seien getötet worden, erklärte das libanesische Gesundheitsministerium. Mit diesem Angriff sei das israelische Militär dem Zentrum Beiruts bisher am nächsten gekommen. Zuvor hatte die Armee mitgeteilt, die ersten Todesopfer in den eigenen Reihen seit Beginn der Offensive verzeichnet zu haben.
Israelische Kampfflugzeuge hätten am Nachmittag „Ziele angegriffen, die zum Geheimdienst-Hauptquartier der Hisbollah in Beirut gehören“, erklärte die israelische Armee. Darunter seien auch Mittel zur Informationssammlung, Kommandozentren und andere Infrastruktur gewesen. Die Armee veröffentlichte dazu ein Video, das die Zerstörung eines Gebäudes offenbar auf einem Hügel zeigt.
Bei dem Luftangriff seien zwei Menschen sofort getötet worden, erklärte das libanesische Gesundheitsministerium. Vier weitere seien ihren Verletzungen erlegen. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichteten von einer gewaltigen Explosion in Beirut. Aus Sicherheitskreisen verlautete, ein Gebäude in der Nähe des Parlamentes im Stadtteil Bachoura sei getroffen worden.
Aus Hisbollah-Kreisen hieß es unterdessen, Israel habe am Mittwochabend drei Angriffe auf südliche Vororte der libanesischen Hauptstadt geflogen. Es war die dritte Serie israelischer Angriffe auf die Hochburg der pro-iranischen Miliz innerhalb von 24 Stunden. Drei Raketen trafen den Vorort Dahiyeh im Süden Beiruts. Dort war Ende vergangener Woche der Anführer der Hisbollah, Hassan Nasrallah, vom israelischen Militär gezielt getötet worden.
200 Ziele der Hisbollah im Libanon angegriffen
Die israelische Armee rief in der Nacht die Bevölkerung in Teilen von Süd-Beirut zur Evakuierung auf. „Sie befinden sich in der Nähe von Einrichtungen (...), die mit der Hisbollah in Verbindung stehen, gegen die die israelische Armee in naher Zukunft vorgehen wird“, erklärte Armeesprecher Avichai Adraee. Er nannte dabei die Viertel Haret Hreik, Burj al-Barajne und Hadath Gharb.
Im Süden des Libanon, wo das israelische Militär nach eigenen Angaben in der Nacht auf Dienstag eingerückt ist, wurden die Bewohner von 25 libanesischen Dörfern von Israel aufgefordert, vorerst nicht in ihre Häuser zurückzukehren. Demnach sollen sich die Menschen in den Norden, hinter den Fluss Awali begeben. Der Fluss liegt rund 60 Kilometer von der Grenze entfernt. Betroffen von dem Fluchtaufruf ist auch die Stadt Nabatija.
Israel geht derzeit mit massiven Luftangriffen gegen die Hisbollah vor. Die Luftwaffe habe Armeeangaben zufolge rund 200 Ziele der Hisbollah im Libanon angegriffen. Darunter seien Waffenlager und Beobachtungsposten der vom Iran unterstützten Miliz gewesen. Die Armee traf eigenen Angaben zufolge am Donnerstag in der Stadt Bint Jbeil im Südlibanon ein Verwaltungsgebäude und tötete dabei mindestens 15 Hisbollah-Mitglieder.
Aus dem Libanon gab es zunächst keine Bestätigung dafür. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete aber israelische Angriffe auf den Ort, ohne Details zu nennen. Die Hisbollah habe das Gebäude in Bint Jbeil genutzt und dort auch Waffen gelagert, hieß es von Israels Armee. „Die Hisbollah verstößt systematisch gegen das Völkerrecht, indem sie Regierungs- und Zivilgebäude sowie die Bevölkerung brutal als menschliche Schutzschilde für terroristische Aktivitäten ausnutzt.“
Acht Soldaten getötet
Bei den Kämpfen gegen die Miliz im Südlibanon seien am Mittwoch acht Soldaten getötet worden, erklärte unterdessen die israelische Armee. Sie gab zunächst die Tötung eines ersten Soldaten seit Beginn der Gefechte im Nachbarland bekannt, später erklärte sie dann, dass „sieben weitere Soldaten gefallen“ seien.
Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon wurde unterdessen nach Angaben der libanesischen Armee einer ihrer Soldaten getötet. Ein weiterer sei verletzt worden. Ein Rettungskonvoi sei beschossen worden. Es habe sich um einen Einsatz in der Ortschaft Taybeh zusammen mit dem libanesischen Roten Kreuz gehandelt, bei dem Menschen gerettet und in Sicherheit gebracht worden seien.
„Begrenzter“ Bodeneinsatz im Süden des Libanon
Israel hatte in der Nacht auf Dienstag nach eigenen Angaben einen „begrenzten“ Bodeneinsatz im Süden des Libanon begonnen. Am Dienstagabend griff der Iran Israel mit rund 200 Raketen an - zum zweiten Mal nach einem Angriff mit hunderten Drohnen und Raketen im April. Der israelischen Armee zufolge wurde ein großer Teil der Raketen abgefangen. Nach Angaben Teherans handelte es sich um eine Vergeltungsaktion unter anderem für die Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah.
Die Hisbollah erklärte unterdessen, ihre Kämpfer hätten israelische Streitkräfte im Libanon angegriffen. Die Organisation, die auch politische Partei ist und ein soziales Netzwerk betreibt, berichtete erstmals über Gefechte mit israelischen Bodentruppen. Drei israelische Merkawa-Panzer seien in der Nähe der Grenzstadt Maroun El Ras zerstört worden.
In Marun al-Ras brachte die Hisbollah laut eigenen Angaben auch einen Sprengsatz in der Nähe israelischer Truppen zur Explosion. Auf israelischer Seite habe es dabei Tote und Verletzte gegeben. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, derzeit könnten keine Angaben über mögliche Verluste gemacht werden.
Die Hisbollah betonte, sie habe auch einen Versuch israelischer Truppen, in der Nähe des Grenzdorfs Kfar Kila vorzurücken, mit Artilleriefeuer abgewehrt. Sie erklärte außerdem, jenseits der Grenze erneut Ansammlungen israelischer Soldaten mit Raketen angegriffen zu haben, darunter nahe Shtula und Shomera und in weiteren israelischen Orten nahe der Grenze. Diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Laut eigenen Angaben beschoss die Miliz am Donnerstag auch die nordisraelische Stadt Tiberias mit Raketen. Es handle sich um eine Reaktion auf die israelischen Luftangriffe auf libanesische „Städte, Dörfer und Zivilisten“, erklärte die Hisbollah.