Das erste Schiff mit Hilfslieferungen, mit denen die kriegsgebeutelten Palästinenser im Gazastreifen über einen neuen Seekorridor versorgt werden sollen, hat in Zypern abgelegt. Die von einer Nichtregierungsorganisation betriebene "Open Arms" stach mit 200 Tonnen Hilfsgütern an Bord von Larnaka aus in See. Sie hat vor allem Mehl, Reis und Proteinprodukte geladen. Der Transport ist ein Pilotprojekt, mit dem die Versorgung des Gazastreifens von See aus getestet werden soll.
Den Start des Hilfskorridors auf dem Seeweg hatten am Wochenende EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der zypriotische Präsident Nikos Christodoulidis angekündigt. Larnaka liegt rund 400 Kilometer von Gaza entfernt. Experten schätzen, dass die Fahrt dorthin 48 bis 60 Stunden dauern könnte.
Angespannte humanitäre Lage in Gaza
Wo und wie das Schiff nach Ankunft in den Gewässern vor der Küste des Gazastreifens seine Fracht löschen soll, war unklar. Das Anliefern der Güter gilt als große Herausforderung, weil es nur einen kleinen Fischerhafen gibt, der nicht tief genug für Frachtschiffe ist. Das US-Militär will deshalb gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen einrichten, dessen Bau nach US-Angaben allerdings zwei Monate dauern wird. Die humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen hat sich Hilfsorganisationen zufolge seit Wochen dramatisch zugespitzt. Es fehlt demnach am Nötigsten.
Auslöser des Gaza-Krieges war ein Massaker, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1.200 Menschen getötet. Israel geht davon aus, dass im Gazastreifen noch 132 Geiseln festgehalten werden. Regierungsangaben zufolge sind vermutlich 31 Menschen nicht mehr am Leben. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Auf palästinensischer Seite wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn mehr als 31.100 Menschen getötet.