Ein trauriges Ereignis wie dieses wird unsere Entschlossenheit nicht erschüttern und uns nicht von unserem klaren Ziel ablenken, die Hamas zu zerschlagen“: So kommentierte Israels Armeesprecher Jonathan Conricus das Drama rund um die drei von Soldaten erschossenen israelischen G.eiseln.
Verstoß gegen Armee-Vorschriften
Eine erste Untersuchung des Militärs habe ergeben, dass die Truppe bei der Eröffnung des Feuers gegen Armee-Vorschriften verstoßen haben. Bei den drei Erschossenen handelt es sich um Yotam Haim (28) und Alon Shamriz (26), beide aus dem Kibbuz Kfar Aza sowie Samer Fuad El-Talalka (24) aus Hura, der im Kibbutz Nir Am arbeitete. Alle drei Männer wurden am 7. Oktober von Terroristen der Hamas entführt.
Wie die Armee bekannt gab, habe eine der Geiseln eine weiße Flagge getragen. Die drei hatten überdies ihre Hemden ausgezogen, um zu zeigen, dass sie keinen Sprengstoff trugen. Ermittlungen zufolge habe ein Soldat, der in einem oberen Stockwerk eines Gebäudes war, drei Gestalten identifiziert. Aus irgendeinem Grund habe er sich bedroht gefühlt und Feuer eröffnet. Der Beschuss habe gegen den Befehl verstoßen, dass Soldaten kein Feuer auf unbewaffnete Zivilisten oder Personen mit weißer Flagge eröffnen dürfen: Diese zeigt Kapitulation an. Die Geiseln hätten zudem auf Hebräisch um Hilfe gerufen.
Spontaner Protest in Tel Aviv
Tage zuvor war zudem an einem Haus der gesprayte Satz gefunden worden: „SOS. Hilfe! Drei Geiseln im Gebäude.“ Die Armee habe dies als „Falle der Hamas“ identifiziert. In Tel Aviv demonstrierten nach der Tragödie Hunderte Menschen: Sie schwenkten Schilder mit Namen und Bildern vieler Geiseln und forderten die Regierung auf, sofort eine Einigung mit der Hamas über die Freilassung der 128 Menschen zu erzielen, die weiter in Gaza festgehalten werden.
Den Demonstranten zufolge spiegelt der Vorfall die Gefahr wider, die die anhaltenden Angriffe der Armee in Gaza für die israelischen Geiseln darstellen. Uri Svirsky, Cousin der Geisel Itay Svirksy, sagte: „Die Führung Israels verhält sich so, als hätten sie die Gefangenen aufgegeben. Wir bekommen sie als Leichen zurück. Sie werden durch Bombenanschläge, durch fehlgeschlagene Rettungsaktionen und durch das Feuer unserer eigenen Streitkräfte getötet – sogar, wenn es ihnen gelingt, der Hamas zu entkommen.“
Sabina Brandes