Bei zwei israelischen Angriffen auf die hauptsächlich von Palästinensern bewohnten Stadt Jabalia im Gazastreifen sind nach Angaben des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums am Samstag mehr als 80 Menschen getötet worden. Unterdessen wurde das Shifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza größtenteils geräumt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Der israelischen Armee zufolge gibt es auch in Jabalia Terrorstützpunkte der Hamas.
Tödliche Attacken auf Al-Fachura-Schule und Familienhaus
Online verbreitete Aufnahmen zeigten mit Staub und Blut befleckte Leichen in der Al-Fachura-Schule, wo Matratzen unter Schulbänken ausgebreitet waren. Die Echtheit der Aufnahmen ließ sich nicht verifizieren. Das Gesundheitsministerium veröffentlichte eine Liste mit den Namen aller beim zweiten Angriff getöteten Familienmitglieder. Den Angaben nach waren 19 der Todesopfer Kinder. Die israelische Armee antwortete auf Bitte um eine Stellungnahme zunächst nicht.
Jabalia im Norden des Gazastreifens ist das größte von acht Flüchtlingslagern in dem Palästinensergebiet, das zu einer Stadt angewachsen ist. Mehr als 80 Prozent der Bewohner der Lager sind Flüchtlinge oder Nachkommen von Flüchtlingen, die ihre Häuser bei der Gründung des Staats Israel im Jahr 1948 verlassen hatten.
Evakuierung von Krankenhausbewohnern soll sichergestellt werden
Anfang November hatte die Hamas-Regierung erklärt, dass bei israelischen Bombardierungen des Flüchtlingslagers mehr als 200 Menschen innerhalb von drei Tagen getötet worden seien. Hunderte weitere Menschen seien verletzt worden.
Im Shifa-Krankenhaus sind unterdessen laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium nur noch etwa 120 Verletzte und eine nicht näher genannte Zahl von Frühgeborenen in der größten Klinik des Gazastreifens. Das israelische Militär hatte zuvor erklärt, die Evakuierung geschehe auf Wunsch von deren Direktor.
Krankenhausleiter Mohammed Abu Salmiya hatte zuvor erklärt, er sei von der israelischen Armee angewiesen worden, "die Evakuierung von Patienten, Verletzten, Vertriebenen und medizinischem Personal" sicherzustellen. Die Armee betonte dagegen, zu keinem Zeitpunkt die Evakuierung von Patienten oder medizinischem Personal angeordnet, sondern lediglich dem "Ersuchen" des Direktors stattgegeben zu haben, die Evakuierung weiterer Menschen aus dem Krankenhaus zu ermöglichen. Es gehe darum, weiteren Menschen, die in der Klinik Schutz gesucht hätten, zu ermöglichen, "dies über den sicheren Weg zu tun". Medizinisches Personal werde im Krankenhaus bleiben, um sich um Patienten zu kümmern, die die Klinik nicht verlassen könnten, hieß es weiter.
Auch Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen und deren Angehörige sind nach Angaben der Hilfsorganisation in der Nähe des Shifa-Krankenhauses eingeschlossen. Insgesamt gehe es um 137 Menschen, darunter 65 Kinder, denen es wegen der anhaltenden heftigen Kämpfe nicht möglich sei, das Gebiet sicher zu verlassen, erklärte die Organisation am Samstag. Bisherige Versuche, die Mitarbeiter und deren Familien zu evakuieren, seien gescheitert.