Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, sprach im US-Sender CBS am Sonntag über eine mögliche neue Front an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon und fügte hinzu: "Wir können nicht ausschließen, dass Iran sich auf irgendeine Weise direkt einmischen wird."
Iran warnte Israel vor Einmarsch im Gazastreifen
"Wir müssen uns auf alle möglichen Eventualitäten vorbereiten", sagte Sullivan weiter. Da den USA das Risiko von Beginn an bewusst gewesen sei, habe US-Präsident Joe Biden schnell reagiert, zunächst einen Flugzeugträger ins östliche Mittelmeer geschickt und eine "deutliche Botschaft" an alle gesendet, die aus der Situation einen Vorteil zu ziehen versuchten. Am Samstag hatte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Entsendung eines zweiten Flugzeugträgers verkündet.
Der Iran warnte Israel am Sonntag vor einem Einmarsch in den Gazastreifen. Sollte Israel seine "Angriffe auf die wehrlose Bevölkerung des Gazastreifens fortsetzen", könne niemand dafür garantieren, dass der Konflikt sich nicht ausweite, sagte Außenminister Hossein Amir-Abdollahian nach Angaben seines Ministeriums am Sonntag bei einem Treffen mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani.
In den vergangenen Tagen kam es wiederholt zu Angriffen der pro-iranischen Hisbollah-Miliz aus dem Südlibanon auf Israel. Die israelische Armee erklärte am Sonntag daher einen vier Kilometer breiten Streifen im Grenzgebiet zu einer Sperrzone. Es sei verboten, diese Zone zu betreten, teilte die israelische Armee am Sonntag mit. Dort wohnende Zivilisten "in bis zu zwei Kilometern Entfernung von der Grenze sind angewiesen, sich nahe Schutzräumen aufzuhalten", hieß es weiter. In aktiven Kampfzonen werde außerdem die Verwendung von GPS-gestützten Navigationssystemen eingeschränkt. Zivilisten in der Region müssten wissen, dass dies zu Störungen führen könne.
Raketen aus dem Libanon
Erneut wurde aus dem Libanon eine Rakete auf einen israelischen Militärposten abgefeuert. Der Beschuss erfolgte im Grenzgebiet, wie Israels Streitkräfte erklärten. Laut israelischen Medienberichten war es der fünfte Angriff am Sonntag. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, dass Israel mit Artilleriefeuer auf Stellungen im zentralen Grenzgebiet reagiert habe. Augenzeugen zufolge wurden insgesamt mindestens neun Raketen aus dem Libanon abgefeuert.
Bei einem weiteren Angriff der Hisbollah-Miliz auf Israel war am Sonntag nach Angaben von israelischen Sanitätern ein etwa 40 Jahre alter Mensch getötet worden. Drei weitere Männer seien verletzt worden. Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, bei dem Todesopfer handle es sich um einen Arbeiter in der Ortschaft Shtula.
Die Hisbollah erklärte, sie habe eine Rakete auf israelische Stellungen nahe der Demarkationslinie abgefeuert. Es habe dabei auch Opfer gegeben. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, die israelische Armee habe mit Artilleriebeschuss geantwortet.
Hisbollah sprach von Vergeltung
Anschließend wurden nach israelischen Militärangaben Soldaten im israelischen Grenzgebiet vom Libanon aus mit Panzerabwehrraketen attackiert. Die israelische Armee habe daraufhin Hisbollah-Ziele angegriffen.
Die Hisbollah sprach von Vergeltung für den Beschuss am Freitag, bei dem ein Journalist getötet worden war. Ein israelischer Armeesprecher sagte am Sonntag, der Vorfall werde noch untersucht.
Der israelische Armeesprecher Richard Hecht sagte am Sonntag, die Hisbollah müsse "sehr vorsichtig sein und den Libanon nicht da hineinziehen". Dies wäre "eine sehr schlechte Entscheidung", betonte er. "Es würde den Libanon in eine Katastrophe stürzen."
Die Hisbollah gilt als deutlich schlagkräftiger als die Hamas. Seit dem letzten Krieg mit Israel 2006 hat sie ihre Fähigkeiten massiv ausgebaut. Nach neuesten Schätzungen der israelischen Armee verfügt die Organisation über ein Arsenal von mehr als 100.000 Raketen.