Nach Gefechten mit einer serbischen Angreifergruppe im nordkosovarischen Dorf Banjska, unweit von Mitrovica, hat die kosovarische Polizei in der letzten Nacht einen bedeutenden Waffenfund in der Ortschaft bestätigt. "Laut ersten Informationen geht es um Dutzende, Hunderte Stück verschiedener Waffen, Uniformen und logistischer Ausrüstung, Militärausrüstung von großem Kaliber wie Granaten, Kanonen, Maschinengewehre, Kalaschnikows", teilte die Polizei laut Medienberichten mit.
Waffen in Wohnungen und Fahrzeugen
Waffen seien in einzelnen Wohngebäuden, aber auch in einigen Fahrzeugen der Angreifer rund um das serbisch-orthodoxe Kloster Banjska sichergestellt worden.
Tödliche Zusammenstöße zwischen Polizisten und bewaffneten Angreifern haben die Spannungen im Norden des Kosovo am Sonntag angeheizt: Bei einem Angriff auf eine Patrouille wurde in der Früh ein Polizist getötet. Etwa 30 bewaffnete Männer verschanzten sich später stundenlang in einem Kloster, bevor das Innenministerium in Pristina am Abend mitteilte, das Gelände sei "nach mehreren Kämpfen" wieder unter Kontrolle der Behörden.
Mehrere Tote, Verletzte und Festgenommene
Getötet wurden dabei auch drei Angreifer, zwei weitere wurden festgenommen, ebenso weitere vier Zivilisten, die unter Verdacht stehen, mit den Angreifern im Kontakt zu stehen. Die Festgenommenen wurden mit 48-stündiger Untersuchungshaft belegt.
Die Polizeiblockade der Ortschaft soll nach dem Abschluss forensischer Untersuchungen aufgehoben werden, hieß es. Nach dem Tod des Polizisten wurde im Kosovo am Montag ein landesweiter Trauertag verkündet. In Prishtina hatten sich Bürger bereits am Sonntagabend im Stadtzentrum versammelt, um vor dem Polizeipräsidium Kerzen anzuzünden.
In Kloster verbarrikadiert
Nach Angaben der kosovarischen Behörden hatte sich dann im Laufe des Tages die Lage rund um das nördlich der Stadt Mitrovica gelegene Kloster Banjska verschärft. Demnach verbarrikadierten sich dort zeitweilig etwa 30 bewaffnete Männer. Seit Sonntagnachmittag wurden sie von der Polizei umstellt.
Am Abend sagte Innenminister Xhelal Svecla mit Blick auf das Kloster: "Wir haben dieses Gelände wieder unter Kontrolle, nach mehreren Kämpfen." Es habe mehrere Festnahmen gegeben, eine große Zahl von Waffen und Ausrüstung sei sichergestellt worden.
Regierungschef Kurti zeigte auf einer Pressekonferenz Bilder von bewaffneten Männern in Tarnkleidung, die sich offenbar im Hof eines Klosters verschanzt hatten. Bei ihnen handle es sich "nicht um Zivilisten", sagte Kurti.
Nach Angaben der zuständigen Diözese hielt sich in dem Kloster "eine Gruppe von Pilgern" aus der serbischen Stadt Novi Sad zusammen "mit einem Abt" auf. Zu ihrer Sicherheit hätten sich die Menschen in dem Gebäude eingeschlossen, nachdem "maskierte Männer in einem gepanzerten Fahrzeug das Kloster Banjska" gestürmt und gewaltsam das Tor aufgebrochen hätten.
Nach dem tödlichen Angriff auf die Patrouille sprach Regierungschef Kurti von einem "Terroranschlag". Er beschuldigte "Verantwortliche in Belgrad", logistische und finanzielle Unterstützung "für das organisierte Verbrechen" zu leisten.
Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani bezeichnete die Vorfälle als einen "Angriff" auf ihr Land. Sie bewiesen, "dass die von Serbien organisierten kriminellen Banden eine destabilisierende Wirkung haben". Osmani forderte die Verbündeten des Kosovo auf, das Land "in seinen Bemühungen um Frieden und Ordnung und die Wahrung der Souveränität über die gesamte Republik" zu unterstützen.
Der serbische Präsident Vučić wies am Sonntagabend jegliche Verantwortung seines Landes für die Vorfälle zurück und erklärte, bei den Angreifern habe es sich um Kosovo-Serben gehandelt. "Der einzige Schuldige an allem, was im Norden des Kosovo passiert (...), ist Albin Kurti", sagte er. Kurti provoziere "ständig und es tut mir leid, dass einige Serben seinen Provokationen nachgegeben haben".
Denjenigen, "die glauben, dass dies Serbien dazu bringen wird, das Kosovo anzuerkennen, sage ich, dass dies nicht nur mich, sondern die ganze Nation gestärkt hat und dass wir die Unabhängigkeit des Kosovo niemals anerkennen werden, selbst wenn ihr uns alle tötet", fügte Vučić hinzu.
Das Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Zu den rund 1,8 Millionen Einwohnern des Kosovo zählen rund 120.000 Serben, die vor allem im Norden des Landes leben.
Seit Monaten nehmen die Spannungen im Norden des Kosovo wieder zu. Ein Auslöser war, dass die Regierung in Pristina im Mai beschlossen hatte, ethnisch-albanische Bürgermeister in vier Gemeinden mit serbischer Mehrheit einzusetzen. Bei darauf folgenden Ausschreitungen wurden unter anderem mehr als 30 Soldaten der NATO-Friedenstruppe KFOR verletzt.