Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat Russland Unterstützung in seinem Kampf gegen den Westen zugesichert. Russland will Nordkorea beim Bau von Satelliten helfen. "Deswegen sind wir ins Kosmodrom Wostotschny gekommen", sagte der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch beim Empfang Kims im modernsten Raumfahrtzentrum Russlands. Kim zeige großes Interesse an russischer Raketentechnik, fügte Putin hinzu.

Gemeinsam gegen Imperialismus

Beide Länder würden gemeinsam gegen den Imperialismus kämpfen, sagte Kim bei dem Treffen mit Putin. "Russland hat sich zu einem heiligen Kampf zum Schutz seiner Souveränität und Sicherheit gegen die hegemonialen Kräfte erhoben", sagte der nordkoreanische Diktator zu seinem Amtskollegen. "Wir werden die Entscheidungen von Präsident Putin und der russischen Führung immer unterstützen", so Kim. "Und wir werden im Kampf gegen den Imperialismus zusammenstehen." Er sei sicher, dass das Treffen ein weiterer Schritt sei, der die Beziehungen der beiden Länder auf ein neues Niveau heben werde.

Es ist der erste Besuch des nordkoreanischen Machthabers seit vier Jahren in Russland. "Wir werden alle diese Themen besprechen", antwortete Putin auf eine Frage nach einer militärisch-technischen Zusammenarbeit beider Staaten. Ein zentrales Thema der Beratungen dürften nordkoreanische Waffenlieferungen an Russland für dessen Krieg in der Ukraine sein.

Nordkorea könnte Russland für seinen Krieg in der Ukraine Artilleriemunition und Panzerabwehrraketen liefern. Im Gegenzug dafür könnte das weitgehend abgeschottete Nordkorea von Russland moderne Technik für Satelliten und Atom-U-Boote erhalten. Auch Lebensmittel könnte Russland dem armen Nachbarland liefern. Der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow sagte auf eine entsprechende Frage allerdings lediglich: "Unsere Länder kooperieren in sensiblen Bereichen, die nicht öffentlich gemacht werden sollten."

Dafür, dass es bei der Begegnung von Putin und Kim um Waffenlieferungen an Russland gehen dürfte, spricht Analysten zufolge die aus Nordkorea mitgereiste Delegation. Ihr gehören hochrangige Vertreter des Militärs und der Rüstungsindustrie an. So ist unter anderem der Direktor der Munitionsindustrie Jo Chun-ryong dabei. Sollten nordkoreanische Mehrfachraketenwerfer und andere Artilleriegeschosse in großen Mengen an Russland geliefert werden, könnte dies nach Einschätzung von An Chan-il, Direktor des Internationalen Instituts für Nordkorea-Studien, "einen erheblichen Einfluss auf den Krieg in der Ukraine haben".

"Ich freue mich, Sie zu sehen", sagte Putin bei der Begrüßung zu Kim und schüttelte ihm lange die Hand. Kim dankte Putin für die Einladung und den warmen Empfang. Kim war am Dienstag mit dem Zug in Russland angekommen. Zunächst war allerdings offengeblieben, wann und wo die beiden sich treffen würden.

Bei einem Essen im Anschluss an das Arbeitsgespräch kündigte Putin eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea an. "Einen Toast auf die künftige Stärkung der Zusammenarbeit und der Freundschaft zwischen unseren Ländern", sagte Putin am Mittwoch, als er sein Glas erhob, während sein Außenminister Sergej Lawrow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu an seiner Seite saßen. Kim seinerseits pries bei dem Abendessen die in der Ukraine kämpfenden russischen Truppen. Er sei überzeugt, dass das "heldenhafte russische Volk und seine Armee glorreiche Erben der Tradition des Sieges" seien und sich "an den Fronten der militärischen Spezialoperation" auszeichneten. Mit seinem Glas stieß er auf die Gesundheit des russischen Staatschefs und "neue Siege des großen Russlands" an.

Das Raumfahrtzentrum Wostotschny liegt mehr als 1.500 Kilometer nördlich von Wladiwostok, das wiederum rund 130 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt an der Pazifik-Küste liegt. Putin war nach russischen Angaben bereits am Montag in Wladiwostok angekommen, um an einem Wirtschaftsforum teilzunehmen.

Nur wenige Stunden vor dem Treffen von Kim und Putin feuerte das stalinistisch geführte Nordkorea zwei ballistische Raketen ab. Sie seien von der Ostküste aus gestartet worden, teilten das südkoreanische Militär und die japanische Küstenwache mit. Nach südkoreanischen Angaben handelte es sich um zwei Kurzstreckenraketen. Beide seien rund 650 Kilometer weit geflogen. Etwa fünf Minuten nach der ersten Meldung über den Start teilte die japanische Küstenwache mit, die Geschoße seien ins Meer gestürzt. Beide Raketen seien außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Japans ins Meer gefallen, erklärte die Regierung in Tokio.

Das Militär in Seoul verurteilte den abermaligen Raketenstart scharf und forderte eine sofortige Beendigung solcher Tests. Japan legte nach Regierungsangaben auf diplomatischem Wege in Peking Protest gegen Nordkoreas Vorgehen ein. China gilt als der Staat mit dem größten Einfluss auf die Regierung in Pjöngjang.

Alle ballistischen Raketen- und Atomwaffenaktivitäten Nordkoreas sind durch Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen verboten. Zuletzt wurden solche UNO-Resolutionen 2017 mit Unterstützung Russlands und Chinas verabschiedet. Die beiden Staaten fordern inzwischen allerdings eine Lockerung der Sanktionen gegen Nordkorea, um diplomatische Gespräche in Gang zu bringen und die Lage für die Menschen in dem verarmten Land zu verbessern.

"Regeln, über die wir diskutieren"

Kreml-Sprecher Peskow sagte mit Blick auf die gegen Nordkorea verhängten Sanktionen, Russland bleibe bei seiner Haltung im Sicherheitsrat. "Russland behält seine Position bei den Vereinten Nationen und im Sicherheitsrat bei, aber dies kann und wird die weitere Entwicklung der russisch-nordkoreanischen Beziehungen nicht behindern." Putin formulierte: Es gebe zwar aufgrund der internationalen Sanktionen "gewisse Einschränkungen". Doch "im Rahmen der bestehenden Regeln" gebe es durchaus "Möglichkeiten, die wir zur Kenntnis nehmen und über die wir diskutieren", sagte Putin.

Kim wollte nach den Worten Putins nach dem Treffen im Kosmodrom Wostotschny die Hafenstadt Wladiwostok besuchen. Dort werde Russland dem Gast die Fähigkeiten seiner Pazifikflotte demonstrieren. In Komsomolsk am Amur werde Kim unter anderem Rüstungsfirmen besichtigen.