Mitten im Ukraine-Krieg will der russische Präsident Wladimir Putin direkt mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan verhandeln. Bei dem Treffen soll es am Montag um den Neustart des Abkommens gehen, das ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer sichert. Militärisch versucht die Ukraine weiter, Russland mit Drohnen-Angriffen unter Druck zu setzen - teils offenbar mit neuartigen Papp-Drohnen.
Russland hatte das Getreideabkommen mit der Ukraine Mitte Juli nicht verlängert und mit Angriffen auf Schiffe gedroht, die aus ukrainischen Häfen auslaufen. Faktisch herrscht somit eine Seeblockade, auch wenn am Freitag die Abfahrt zweier Frachtschiffe aus südukrainischen Schwarzmeerhäfen gemeldet wurde. Für eine Neuauflage des Abkommens stellt Moskau Bedingungen. Dazu gehören westliche Garantien, dass auch Russland ungehindert Getreide und Dünger ausführen darf. Ankara betont, wie wichtig das Abkommen für die sichere Versorgung der Welt mit Lebensmitteln sei.
Beziehungen abgekühlt
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Freitag laut Nachrichtenagentur Interfax, Putin und Erdogan wollten ihre Gespräche am Montagmittag in der russischen Stadt Sotschi beginnen. Über das Getreideabkommen hatten zuvor die Außenminister beider Länder verhandelt. Der NATO-Staat Türkei bietet sich im Ukraine-Konflikt immer wieder als Vermittler an, zumal Erdogan lange einen guten Draht zu Putin hatte. Zuletzt waren die Beziehungen etwas abgekühlt.
Russland hatte im Februar 2022 seine Invasion in die Ukraine gestartet und hält etwa ein Fünftel des Nachbarlands besetzt. Die Ukraine fährt seit dem Frühsommer eine Gegenoffensive, kommt aber nur langsam voran. Immer häufiger werden zugleich Drohnen-Angriffe auf russisches Territorium gemeldet.
Drohennangriff auf russische Atomstadt
So soll beim Angriff einer Drohne auf die russische Atomstadt Kurtschatow im Gebiet Kursk nach offiziellen Angaben ein Verwaltungsgebäude getroffen worden sein. "Die Fassade ist leicht beschädigt", schrieb Gouverneur Roman Starowoit auf seinem Telegram-Kanal. Die Stadt hat etwa 40.000 Einwohner, sie wurde zum Betrieb des Kernkraftwerks Kursk in den 1970er-Jahren gebaut. Bei Kursk war vor einigen Tagen ein russischer Militärflughafen attackiert worden. Dabei soll Kiew erstmals Drohnen aus Karton eingesetzt haben, die für die Flugabwehr schwer zu orten sein sollen.
Neben Kursk meldeten auch das Gebiet Belgorod an der Grenze zur Ukraine und das Gebiet Moskau Drohnenangriffe in der Nacht beziehungsweise am Morgen. In beiden Fällen sollen die Drohnen aber von der Flugabwehr abgefangen worden sein. In Moskau nahmen die Flughäfen nach mehrstündiger Unterbrechung ihren Betrieb wieder auf. Die Angaben der Kriegsparteien sind oft nicht unabhängig zu überprüfen.
Wichtige Krim-Brücke
Russland versucht nach britischer Einschätzung inzwischen, seine wichtige Brücke zur 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim besser zu schützen. Mit Stand von Dienstag bestätigten Bilder, dass Russland eine Unterwasserbarriere errichtet habe, schrieb das britische Verteidigungsministerium beim Kurznachrichtendienst X. Dafür seien Schiffswracks und treibende Absperrungen genutzt worden. Im südlichen Teil der Brücke befänden sich mehrere Schiffe im Abstand von 160 Metern.
Die Straße von Kertsch, die das Schwarze Meer und das Asowsche Meer verbindet, sei ein Nadelöhr, um russische Streitkräfte in den besetzten Gebieten Cherson und Saporischschja militärisch zu versorgen. Russland setze etwa auch Rauchgeneratoren und Luftabwehrsysteme ein.