McConnell, Biden und Trump: Schaut man sich in der US-Politik um, fällt einem sofort eines auf: Die meisten Politiker sind um die 80 Jahre. Der Altersdurchschnitt im Senat liegt bei etwa 63 Jahren. Etwa 58 Jahre sind es im Abgeordnetenhaus. Auch die US-Präsidentschaftswahl 2024 wird ein Rennen zwischen Männern im fortgeschrittenen Alter. Joe Biden wäre bei seiner Wiederwahl 2024 bereits 81 Jahre alt. Sein Konkurrent Donald Trump wäre 78. Das Phänomen ist vorrangig, aber nicht nur unter Männern zu beobachten. Die Demokratin Nancy Pelosi wurde mit 67 Jahren als erste Frau an die Spitze der Kongresskammer gewählt. Mit 82 Jahren gab sie ihren Führungsposten ab.
Bidens Alter und seine Eignung als erneuter Präsidentschaftsbewerber sorgen seit Längerem für Debatten, auch in seiner eigenen Partei. Stolperer auf der Bühne und Versprecher sind keine Seltenheit mehr. Laut einer US-Umfrage der "Associated Press" und des "Norc Center for Public Affairs" sind drei Viertel der US-Amerikaner der Meinung, Biden sei zu alt und nicht fit genug für eine zweite Amtszeit.
Der US-Präsident weist aber jegliche Zweifel über sein Alter zurück. "Ich habe verdammt viel Weisheit erlangt. Ich weiß mehr als die große Mehrheit der Menschen", sagte der 80-Jährige in einem Interview des Fernsehsenders MSNBC.
Gedächtnisaussetzer von McConnell
Auch der zweite Gedächtnisaussetzer des 81-jährigen Senators McConnell binnen weniger Wochen lässt einmal mehr die Frage aufkommen, ob die Einführung eines Höchstalters in der Politik nicht doch sinnvoll wäre. Während einer Presserunde im Bundesstaat Kentucky entfielen ihm wieder die Worte – und das ausgerechnet auf die Frage, ob er 2026 erneut zur Wiederwahl antreten wolle. Erst nach einer halben Minute Stille schien er sich gefangen zu haben.
Was bedeutet ein älterer Präsident für jüngere Menschen?
Erfahrung hin oder her: Das Amt des Präsidenten verlangt auch eine körperliche und mentale Leistungsfähigkeit. Weiters stellt sich auch die Frage, ob ein älterer Präsident für jüngere Menschen problematisch sein könnte. "Wir brauchen definitiv eine Regierung, die die Bevölkerung repräsentiert. Wir brauchen junge Leute in der Politik, unterschiedliche Hintergründe, Lehrer, Krankenschwestern. Nicht immer das Gleiche", so der demokratische Kongressabgeordnete Maxwell Alejandro Frost gegenüber dem Sender NPR. Mit 26 Jahren ist er der jüngste Abgeordnete. Das Mindestalter für den Senat liegt indes bei 30 Jahren.
Das hat zur Folge, dass ein Drittel der gesamten US-Bevölkerung keinen Vertreter in der Politik hat. Laut Frost stellt dies ein besonderes Problem dar. Für junge Menschen haben zum Teil andere Themen politische Relevanz. Diese würden jedoch in einer Politik, wo großteils ältere Männer vertreten sind, nicht genug Aufmerksamkeit bekommen.
Katharina Feigl