Zum Beginn des neuen Schuljahres ist in Frankreich das Verbot langer Gewänder in Kraft getreten, die als typisch für Muslime gelten – der Abayas für Frauen und der Qamis für Männer. "In einigen Schulen sind Schülerinnen heute dennoch mit Abaya (bodenlangen Überkleidern) erschienen, und man hat ihnen erklärt, dass sie die Schule nicht mit Zeichen betreten dürfen, die auf ihre Religion hinweisen", sagte Bildungsminister Gabriel Attal am Montag.

Rund 500 Schulen betroffen

Schülerinnen tragen traditionell islamische Abayas
Schülerinnen tragen traditionell islamische Abayas © IMAGO/Pacific Press Agency (IMAGO/Mubashir Hassan)

Mit denjenigen, die die Abaya nicht ablegen wollen, werde es Gespräche geben, sagte Attal. "Wir werden darauf achten, dass alle den Sinn der Regel verstehen", betonte der Minister. Landesweit seien gut 500 Schulen von der neuen Regel betroffen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte kurz vor Beginn des Schuljahres erklärt: "Wir lassen nichts durchgehen."

Der Minister stützte sich bei seinem Erlass auf das seit Langem geltende Verbot von sichtbaren religiösen Symbolen an Schulen in dem auf Laizität, also die strikte Trennung von Staat und Religion, bedachten Frankreich. In den vergangenen Monaten hätten Verstöße gegen die Laizität an Schulen stark zugenommen. Häufig sei es um das Tragen von Abayas gegangen, sagte Attal.

Diskussion über religiöse Symbole

Schon seit einer Weile sind die Gewänder Diskussionsstoff in Frankreich, und die Frage ist, ob es sich um ein religiöses Symbol oder schlicht ein Kleidungsstück handelt. "Religiöse Symbole haben in der Schule keinen Platz", sagte Präsident Emmanuel Macron Ende der Vorwoche. Mit der Problematik dürften Schulleitungen nicht alleingelassen werden. Ein Verein zum Schutz der Rechte von Muslimen hat bereits beim Staatsrat, dem obersten Verwaltungsgericht des Landes, Klage eingereicht.

Frankreich versteht sich als laizistisches Land, in dem eine strikte Trennung von Staat und Religion herrscht. In dem Land mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern leben Schätzungen zufolge zwischen 3,5 und sechs Millionen Muslime.

Bereits 1994 trat ein Gesetz in Kraft, dass in Schulen nur noch diskrete – nicht aber auffällige – religiöse Symbole erlaubte. Zehn Jahre später wurden Kopftücher in Schulen vollständig verboten – Kippa und Kreuz nicht. 2010 folgte das Verbot der Vollverschleierung in der Öffentlichkeit.