Nach dem Angriff auf ein christliches Viertel Jaranwala im Nordwesten Pakistans hat der geschäftsführende Premierminister Anwarul Haq Kakar die christliche Gemeinde vor Ort besucht. "Das waren satanische Angriffe auf Kirchen, und der Staat wird seinen Minderheiten beistehen und die Täter bestrafen", sagte der Politiker am Montag im Fernsehen. Er versprach, alle Kirchen wieder aufzubauen und Familien mit zerstörten Häusern mit umgerechnet 6200 Euro zu entschädigen.
Vergangene Woche hatte eine wütende Menschenmenge in der Provinz Punjab mehrere Kirchen angegriffen. Auch Wohngebäude von Christen sowie Autos und Motorräder wurden in Jaranwala in Brand gesteckt. Die Behörden stationierten in der Stadt daraufhin paramilitärische Einheiten und verhängten eine Ausgangssperre. Hintergrund des Angriffs waren Blasphemievorwürfe. Berichten zufolge beschuldigte der Mob mindestens zwei Christen, den Koran – die heilige Schrift des Islams – entwürdigt zu haben. Die Polizei hielt die Vorwürfe zuletzt für konstruiert.
160 Menschen festgenommen
Nach offiziellen Angaben wurden im Zusammenhang mit den Angriffen bisher 160 Menschen festgenommen. In der Hauptstadt Islamabad wurde eine Polizeieinheit zum Schutz religiöser Minderheiten ins Leben gerufen.
In Pakistan gibt es immer wieder Fälle tödlicher Gewalt im Zuge von Blasphemievorwürfen. Die Gesetze sehen im äußersten Fall den Tod für die Beleidigung des Islams oder des Propheten Mohammed vor. Wer dessen beschuldigt wird, gerät oft schon vor einer Verurteilung ins Visier von Extremisten.