Bei einem russischen Raketenangriff auf die Stadt Tschernihiw in der Nordukraine sind nach ukrainischen Angaben mindestens sieben Menschen getötet und 110 weitere verletzt worden. Auch ein Kind ist laut Regionalgouverneur Wjatscheslaw Tschaus unter den Todesopfern. Bei dem Beschuss von Tschernihiw sei eine Rakete mitten im Stadtzentrum eingeschlagen, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram.
"Tag des Schmerzes und Verlustes"
Dabei seien ein Platz, die Polytechnische Universität und ein Theater getroffen worden. "Ein gewöhnlicher Samstag, den Russland in einen Tag des Schmerzes und Verlustes verwandelt hat", schrieb Selenskyj weiter. Der Staatschef veröffentlichte ein Video des Einschlagsorts, das Trümmer rund um ein großes Gebäude aus Sowjetzeiten zeigte. Rundherum waren darauf geparkte Autos zu sehen, deren Dächer und Fenster teilweise zerstört waren.
Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vor Ort sahen Feuerwehrfahrzeuge vor dem beschädigten Gebäude der Taras-Tschewtschenko-Theater- und Musikakademie. Auch einige andere Gebäude in der Nähe wurden leicht beschädigt.
Tschernihiw liegt rund 150 Kilometer nördlich von Kiew in Richtung der Grenze zum mit Russland verbündeten Belarus. Russische Streitkräfte waren durch Tschernihiw marschiert, als sie im Februar 2022 ihre Invasion in die Ukraine begonnen hatten, und wurden dann von ukrainischen Kräften zurückgedrängt. Seitdem Moskaus Truppen aus dem Gebiet vertrieben wurden, war der Norden der Ukraine weitgehend von heftigen Kämpfen wie im Osten und im Süden des Landes verschont geblieben.
"Es ist abscheulich"
Die Vereinten Nationen verurteilten den Angriff. "Es ist abscheulich, den Hauptplatz einer großen Stadt am Morgen anzugreifen, während die Menschen spazieren gehen, einige in die Kirche gehen, um einen religiösen Tag für viele Ukrainer zu feiern", erklärte die humanitäre UN-Koordinatorin für die Ukraine, Denise Brown. Auch das österreichische Außenministerium äußerte via Twitter (X) Bestürzung über den Angriff.
Die russische Armee erklärte unterdessen, 150 ukrainische Soldaten "eliminiert" zu haben, die versucht hätten, den Fluss Dnipro zu überqueren. Das russische Militär habe eine "feindliche" Einheit von rund 150 Menschen "besiegt". Die ukrainischen Streitkräfte versuchen am Dnipro, Frontlinie im Süden des Landes, in die Verteidigungsanlagen Moskaus einzudringen.