Manchmal wird man weltberühmt, ohne es gewollt zu haben. Fani Willis ist jüngstes Beispiel. Einen Tag vor ihrem Arbeitsantritt als Bezirksstaatsanwältin in Fulton County, Georgia, im Jänner 2021 tätigte Donald Trump einen Telefonanruf, der ihn selbst ins Gefängnis bringen könnte und Willis eine Schlüsselrolle in der Geschichte der Vereinigten Staaten zuteilte: Trump rief damals den Innenminister von Georgia an, um ihn zu drängen, ihm die fehlenden 11.780 Stimmen "zu finden", die Trump bei der Wahl zuvor auf den Sieg gefehlt hatten.

Der Innenminister – Brad Raffensperger, wie Trump ein Republikaner – erwies sich als gesetzestreuer Mann: Er weigerte sich und machte publik, wie Trump ihn unter Druck setzte, um das Ergebnis zu seinen Gunsten "nachzuberechnen". Und der Fall landete in Händen der neuen Bezirksstaatsanwältin Fani Willis. "Ich wünschte, das wäre woanders passiert", gestand die 52-Jährige kürzlich der "New York Times". Jetzt komme sie da nicht mehr heraus.

Ihr Unbehagen scheint sie noch angetrieben zu haben: Zweieinhalb Jahre hat sie akribisch Material zusammengetragen, nun hat ein Geschworenengericht in Atlanta das mittlerweile vierte Strafverfahren gegen Trump eröffnet. Es könnte schwerwiegende Folgen für ihn haben: Anders als bei den Anklagen auf Bundesebene könnte sich Trump nach einer Verurteilung in Georgia nach einem möglichen Wahlsieg nicht selbst begnadigen.