Es sieht aus wie ein altes rostiges Wrack, das bereits leicht schräg im südchinesischen Meer vor sich hinschaukelt. Einzig die philippinische Flagge ist in einem brauchbaren Zustand – und das aus gutem Grund. Denn mit dieser Aktion wollen die Philippinen Chinas Ausbreitung Einhalt gebieten. Doch warum lässt ein rostiges Schiffswrack, das nach einem philippinischen Gebirge benannt ist, erneut die Wogen zwischen China und den Philippinen hochgehen?

Das Schiff "BRP Sierra Madre" wird derzeit als philippinischer Militärstützpunkt verwendet. Eine Handvoll philippinische Marinesoldaten ist auf dem vor sich hin rostenden Schiff stationiert. Sie sind auf regelmäßige Versorgungsmissionen angewiesen, um an ihrem abgelegenen Standort zu überleben. Das Schiff ist seit Langem ein Zankapfel zwischen Manila und Peking.

Versorgungsschiff mit Wasserkanonen beschossen

Bei der letzten Versorgungsmission kam es zu einem Zwischenfall. Philippinische Versorgungsschiffe wurden von der chinesischen Küstenwache mit Wasserkanonen beschossen. Die angegriffenen philippinischen Schiffe hätten Lebensmittel, Wasser und Hilfsgüter zur Militärbasis gebracht. Nur eines habe die "BRP Sierra Madre" erreicht, das andere habe umkehren müssen.

Es war das zweite Mal seit November 2021, dass die chinesische Küstenwache in dem Gebiet Wasserwerfer gegen eine philippinische Versorgungsmission einsetzte. Auf chinesischer Seite seien sechs Schiffe der chinesischen Küstenwache und zwei Militärschiffe beteiligt gewesen, hieß es von philippinischer Seite.

Gegenseitige Kritik und Vorwürfe

Der chinesische Botschafter sei nach dem Vorfall vom Wochenende ins Außenministerium der Philippinen zitiert worden. Dabei habe das Ministerium darauf gedrungen, dass China seine Schiffe auffordere, ihre "illegalen Handlungen gegen philippinische Schiffe einzustellen und legale philippinische Handlungen nicht zu stören".

China dränge die Philippinen "einmal mehr dazu, das 'gestrandete' Kriegsschiff sofort vom Ren'ai-Riff abzuschleppen", erklärte das Außenministerium in Peking unter Verwendung des chinesischen Namens für das Atoll Second Thomas Shoal. Das philippinische Außenministerium erklärte hingegen, die "dauerhafte Stationierung" von Soldaten auf Second Thomas Shoal sei eine Antwort auf Chinas "illegale Besetzung" des nahe gelegenen Mischief-Riffs im Jahr 1995. Das Errichten eines Militärpostens im eigenen Einflussbereich sei ein "immanentes Recht" der Philippinen.

China beansprucht gesamte Region für sich

Das Kriegsschiff wurde 1999 absichtlich im Gebiet der Spratly-Inseln auf Grund gesetzt, um Chinas Ausbreitung im Südchinesischen Meer Einhalt zu gebieten. Das Gebiet liegt etwa 200 Kilometer von der philippinischen Insel Palawan und mehr als 1000 Kilometer von Chinas nächstgelegener Landmasse, den Hainan-Inseln, entfernt.

China reklamiert praktisch das gesamte Südchinesische Meer für sich. Dort beanspruchen auch die Philippinen, Vietnam, Malaysia, Taiwan und Brunei-Gebiete. Die USA und Chinas Nachbarn werfen Peking eine zunehmende Militarisierung der Region vor. Der Internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag wies Chinas Gebietsansprüche 2016
zurück. Peking ignoriert das Urteil.