In Niger gibt es erstmals seit dem Putsch Anzeichen für Widerstand im Land gegen die Militärs. Der ehemalige Rebellenführer und Politiker Rhissa Ag Boula rief am Mittwoch eine Bewegung gegen die Junta ins Leben, die am 26. Juli durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen ist. Der Widerstandsrat für die Republik (CRR) strebt die Wiedereinsetzung des gestürzten Präsidenten Mohamed Bazoum an, der seit der Machtübernahme in seiner Residenz in Hausarrest sitzt.
Niger als Opfer einer Tragödie
"Niger ist das Opfer einer Tragödie, die von Leuten inszeniert wurde, die das Land schützen sollten", heißt es in der Erklärung. Der CRR werde "alle notwendigen Mittel" einsetzen, um die Armee daran zu hindern, dem nigrischen Volk die freie Wahl zu verweigern. Die Junta hat bisher diplomatische Angebote für eine Lösung des Konflikts von afrikanischen, amerikanischen und UNO-Gesandten zurückgewiesen. Die Militärregierungen in den Nachbarländern Mali und Burkina Faso warnte die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union vor einer Intervention.
Ag Boula spielte in den 1990er- und 2000er-Jahren eine führende Rolle bei den Aufständen der Tuareg, einer nomadischen Volksgruppe im wüstenhaften Norden Nigers. Wie viele ehemalige Rebellen wurde er unter Bazoum und dessen Vorgänger Mahamadou Issoufou in die Regierung integriert. Ohne die Tuareg dürfte es den Militärs schwer fallen, den Norden unter Kontrolle zu bekommen. Niger ist der weltweit siebtgrößte Produzent von Uran, dem am häufigsten verwendeten Brennstoff für die Kernenergie. Außerdem fördert das Land täglich 20.000 Barrel Öl, vor allem aus von China betriebenen Projekten, und steht kurz vor einem großen Produktionsanstieg durch eine neue Exportpipeline nach Benin.
Für Donnerstag ist ein Treffen der 15 Staatsoberhäupter der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) in der nigerianischen Hauptstadt Abuja angesetzt, um über Niger zu beraten. Dabei steht auch die Frage einer möglichen militärischen Intervention zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung im Raum.
ECOWAS hatte der Junta in Niamey mit einem militärischen Einschreiten gedroht, wenn Bazoum nicht bis zum vergangenen Sonntag wieder in sein Amt eingesetzt würde. Die Militärs kamen der Forderung nicht nach, sondern sperrten stattdessen den Luftraum über Niger und drohten, die nigrischen Streitkräfte würden sich gegen jeden Angreifer verteidigen. ECOWAS ließ die Frist verstreichen. Westliche Staaten dringen weiter auf eine diplomatische Beilegung des Konflikts.