Bei einer heftigen Explosion in der Stadt Sergijew Possad rund 70 Kilometer nordöstlich von Moskau hat es mindestens 50 Verletzte gegeben. Die Explosion habe sich am Mittwochvormittag aus zunächst ungeklärter Ursache auf einem Fabrikgelände ereignet, meldete die staatliche russische Agentur TASS. Beobachter in sozialen Netzwerken vermuteten einen Drohnenangriff. TASS wiederum widersprach dieser Darstellung unter Berufung auf Rettungsdienste.

Wichtiges Fabrikgelände getroffen

Die betroffene Fabrik stellt optische Geräte her, Berichten zufolge auch für den militärischen Gebrauch. In sozialen Netzwerken wurden Fotos und Videos veröffentlicht, die eine große Rauchsäule am Himmel zeigen. Das russische Nachrichtenportal "Baza" meldete am Morgen via Telegram, dass sich die Explosion in einer Lagerhalle für Pyrotechnik ereignet haben soll. Der Direktor der Firma "Piro-Ross", Sergei Chankaev, dementierte dies und sagte, dass es sich um eine nahegelegene Halle mit "Metallrohren" gehandelt habe. Weitere veröffentlichte Videos sollen Artilleriegeschosse zeigen, die im Umfeld des Explosionsherdes verstreut liegen. Möglicherweise wurden diese in der Halle hergestellt oder gelagert. Chankaev soll mittlerweile von Ermittlern befragt worden sein.

Der Gouverneur des Moskauer Gebiets, Andrej Worobjow, kündigte an, in die auch bei Touristen sehr beliebten Stadt Sergijew Possad zu fahren und sich an Ort und Stelle ein Bild von der Lage zu machen.

Zuvor hatte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin berichtet, dass Moskau Ziel eines versuchten Drohnenangriffs geworden sei. Zwei Drohnen seien von der Luftabwehr abgeschossen worden, teilte Sobjanin am Mittwochmorgen in seinem Blog im Nachrichtendienst Telegram mit. Es habe sich um einen "terroristischen Angriffsversuch" des "Kiewer Regimes" gehandelt, der verhindert worden sei. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums gab es weder Verletzte noch Schäden. Das Ministerium in Moskau machte das "Kiewer Regime" für die Attacken verantwortlich.

Drohnenangriffe nehmen weiter zu

Ende Juli/Anfang August war die russische Hauptstadt mit dem Wolkenkratzerviertel Moskwa City binnen drei Tagen zweimal Ziel eines Drohnenangriffs geworden. Mehrere Drohnen wurden nach russischen Angaben abgeschossen. Allerdings wurde auch Fassade eines Glasturms getroffen.

Die Millionenmetropole war bereits zuvor mehrfach Ziel von Drohnenangriffen, die allerdings in keinem Verhältnis stehen zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem – nunmehr 17 Monate dauernden – zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau beschießt auch die Hauptstadt Kiew immer wieder mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Es gab in Kiew Tote, Verletzte und massive Schäden.

Nach britischer Einschätzung bleiben ukrainische Seedrohnen eine Gefahr für Russland. Das britische Verteidigungsministerium blickte in seinem täglichen Update am Mittwoch auf die Angriffe gegen den russischen Tanker "Sig" und das Landungsschiff "Olenegorski gornjak". Zuvor sei offenbar auch ein Anschlag auf russische Patrouillenboote vereitelt worden, die wahrscheinlich das russische Handelsschiff "Sparta IV" eskortiert hätten, schrieben die Briten bei Twitter.

Kriegsgüter als beliebtes Ziel

Obwohl die Schiffe unter ziviler Flagge unterwegs seien, seien die "Sparta IV" und die "Sig" schon lange mit dem Transport von Treibstoff und militärischen Gütern zwischen Russland und Syrien beauftragt, hieß es weiter. Da russische Militärschiffe seit dem 28. Februar 2022 nicht mehr den Bosporus passieren könnten, seien russische Streitkräfte in Syrien und im Mittelmeer von der "Sig", der "Sparta IV" und einer Handvoll anderer ziviler Schiffe abhängig.

Personen gingen nach der Explosion in Entdeckung.
Personen gingen nach der Explosion in Entdeckung. © APA/AFP/Telegram/vorobiev_live/H

"Die Angriffe zeigen, dass die Operationen mit unbemannten Wasserfahrzeugen immer stärker zu einem wichtigen Bestandteil moderner Seekriegsführung werden und gegen die Schwachstellen der russischen Seeversorgungswege eingesetzt werden können", schrieb das Ministerium in London.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.