Ukrainische Sicherheitsbehörden haben eine Frau wegen des Verdachts festgenommen, Russland bei einem geplanten Attentat auf Präsident Wolodymyr Selenskyj unterstützt zu haben. Wie der ukrainische Geheimdienst SBU am Montag mitteilte, hatte die Frau für russische Geheimdienste relevante Erkenntnisse über einen Besuch Selenskyjs in der südukrainischen Region Mykolajiw gesammelt.
Luftangriff sollte Selenskyj töten
Dem SBU zufolge soll die Frau Russland dabei geholfen haben, einen "schweren Luftangriff auf die Region Mykolajiw vorzubereiten". Die in der Kleinstadt Otschakiw am Schwarzen Meer lebende Frau arbeitete dem SBU zufolge im Lager eines ukrainischen Militärstützpunkts. Sie soll versucht haben, den Zeitplan und den geplanten Ablauf von Selenskyjs Besuch in der Region in Erfahrung zu bringen. Zudem habe sie versucht, Informationen über den Standort ukrainischer Systeme der elektronischen Kriegsführung und Munitionslager zu erhalten.
Der Frau wird demnach die unbefugte Weitergabe von Informationen über Truppenbewegungen zur Last gelegt. Geheimdienstangaben zufolge drohen ihr dafür bis zu zwölf Jahre Haft.
Der Geheimdienst SBU veröffentlichte am Montag ein verwackeltes Foto der von Agenten festgehaltenen Frau sowie Textnachrichten und handschriftliche Notizen zu militärischen Aktivitäten. Staatschef Selenskyj schrieb am Montag im Online-Dienst Telegram, der Geheimdienst habe ihn über den Anschlagsversuch und den "Kampf gegen Verräter" in der Ukraine unterrichtet.
Behörden warteten mit Verhaftung
Selenskyj besuchte die Region Mykolajiw im Juni nach dem Teilbruch des Kachowka-Damms, der weite Teile der Südukraine überschwemmte, und Ende Juli nach russischen Angriffen mit mehreren Toten.
Der SBU nahm die Frau eigenen Angaben zufolge nicht sofort nach ihrer Enttarnung fest – sondern beobachtete sie zunächst weiter, um weitere Informationen über ihre russischen Kontaktpersonen und die "ihr zugewiesenen Aufgaben" zu erhalten. Um inzwischen den Besuch Selenskyjs in der Region Mykolajiw abzusichern, seien "zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen" worden.
Die Verdächtige sei später "auf frischer Tat ertappt" worden, als sie versucht habe, ihre Erkenntnisse an russische Geheimdienste zu übermitteln. Ukrainische Behörden geben regelmäßig Festnahmen in der Ukraine lebender Menschen bekannt, denen Kollaboration mit der russischen Armee vorgeworfen wird.