"Präsidenten sind keine Könige, und der Kläger ist kein Präsident." US-Bundesrichterin Tanya Chutkan verdeutlichte, dass sie die Säulen der Justiz ernst nimmt – was man von Donald Trump wohl nicht behaupten kann. Der Ex-US-Präsident muss sich aktuell vor dem Bundesgericht in Washington für seine entscheidende Rolle bei dem Sturm auf das Kapitol verantworten.
Trump dürfte sich für diesen Prozess allerdings einen anderen Richter erhofft haben: Chutkan ist dafür bekannt, gegenüber US-Kapitol-Stürmern keine Gnade zu zeigen. 2021 wies die 61-Jährige eine von Trump eingereichte Klage ab. Der Ex-Präsident wollte dem Untersuchungsausschuss zum Kapitolsturm den Zugriff auf wichtige Unterlagen des Weißen Hauses verwehren.
Das Treffen alter Bekannte
Wie es das Schicksal wollte, sitzt Donald Trump ihr nun zum zweien Mal gegenüber. Chutkan wurde per Zufallsgenerator als Vorsitzende Richterin in dem Verfahren zum Sturm auf das Kapitol bestimmt. Trumps Anhänger wittern dahinter ganz klar eine politische Intrige und erwarten ein unfaires Verfahren. Die Anwälte des Ex-Präsidenten werden zu Recht zunehmend nervöser: Die unparteiische Richterin gilt als erfahren und höchst qualifiziert.
Die 1962 in Jamaika geborene Chutkan kam zum Jusstudium in die USA, das sie an Topuniversitäten abschloss. 2013 ernannte der damalige Präsident Barack Obama sie zur Bundesrichterin in Washington. Ein Jahr später bestätigte der Senat mit 95 zu null ihre Benennung. Tanya Chutkan war die erst dritte schwarze Frau am US-Bundesgerichtshof.
Der historisch einmalige Prozess gegen einen Ex-US-Präsidenten, der noch dazu in einer politisch extrem aufgeheizten Atmosphäre stattfindet, hat der Richterin schon einige schlaflose Nächte beschert. Eine große Unterstützung dürften derzeit auch ihr Ehemann Peter Arno Krauthamer und ihre zwei Söhne sein. Die durchaus hart gesottene Bundesrichterin könnte ihrerseits Trump noch einige Albträume bescheren.
Katharina Feigl