Fast nichts dringt nach außen. Beinah niemand weiß über das Leben der Nordkoreanerinnen und Nordkoreaner Bescheid. Eine umfassende Recherche der BBC hat nun jedoch erstaunlich klare Einblicke darüber gegeben, wie es sich in Nordkorea lebt. Die Enthüllungen sind schlicht erschütternd.
Medikamente und Lebensmittel werden knapp
Für ihre Recherche hat die BBC mit mehreren hunderten Informanten im Land gesprochen. Sie alle zeichnen mit ihren Erzählungen ein ähnliches Bild: Nordkorea hat sich seit der Pandemie weiter von der Welt isoliert, die Grenzschließung zu China hätten das Leid der Bevölkerung verstärkt. "Nordkorea ist in Sachen Information ein schwarzes Loch, das in den letzten drei Jahren nochmal deutlich dunkler geworden ist", sagt Sokeel Park, Aktivist von "Liberty in North Korea". Um das Leben einzelner Personen nicht zu gefährden, erstellte die BBC drei exemplarische Personas, die exemplarisch für das Schicksal mehrerer Menschen stehen sollen.
Eine Frau, die an der Grenze zu China lebt, habe über Jahre hinweg Medikamente nach China geschmuggelt, um sich über Wasser zu halten. Doch die Versorgungslage hat rapide abgenommen. Mittlerweile gibt es keine Chance mehr, nach China zu kommen. Neben Medikamenten sind auch Getreidesorten mittlerweile rar. Vielen Nordkoreanern droht der Hungertod. Das berichtet auch ein Bauarbeiter, der täglich an seinem Arbeitsplatz schlafen muss. Viele seiner Kollegen seien bereits umgekommen, parallel geht das Regime härter gegen seine Bevölkerung vor. "Eine falsche Bewegung und man wird hingerichtet. Wenn ich versuche, die Regeln einzuhalten, habe ich das Gefühl zu verhungern und wenn nicht, muss ich damit rechnen, verhaftet und getötet zu werden", sagt der Mann.
Selbstmorde nehmen Überhand
Immer öfter würden Menschen Selbstmord begehen oder vom Regime getötet werden. Eine Supermarkt-Angestellte hatte in der Vergangenheit öfter versucht, Lebensmittel aus dem Geschäft zu schmuggeln, mittlerweile ist das nicht mehr möglich. Die Kontrollen hätten zugenommen. Sie und ihr Mann denken nur noch im Zehn-Tage-Rhythmus, länger könne man sein eigenes Überleben nicht mehr planen. "Die Menschen warten hier nur noch auf den Tod", sagt sie. Bevor Nordkorea die Grenzen zu China dichtmachte und Zäune errichtete, flohen jährlich knapp 1000 Menschen. Mittlerweile ist eine Flucht aber nahezu unmöglich. Wer erwischt wird, wird hingerichtet – samt seiner Familie. Der Vertreter des UN-Kommissars für Menschenrechte in Südkorea, James Heenen, analysiert die Lage als schrecklich: "Das geht an die Grenze, was Menschen aushalten können."
Nordkorea feiert sein Militär, während die Bevölkerung hungert
Während die Bevölkerung massiv leidet, rüstet Nordkoreas Elite militärisch auf. Sue Mi Terry von der CIA sagt, dass Nordkoreas Politik versucht, dem Westen die Schuld am Leid in die Schuhe zu schieben. Das Narrativ: die USA sind eine derart große Bedrohung für Nordkorea, dass man gezwungen ist, militärisch aufzurüsten – auch auf Kosten der Lebensmittelversorgung. Der ehemalige nordkoreanische Botschafter Ryu Hyun Woo sagt, dass die Wut und die Unzufriedenheit mittlerweile Überhand nehme. Besonders die Jugend würde aufbegehren. Für ihn ist nicht ausgeschlossen, dass diese Unzufriedenheit das Regime vor ernste Probleme stellen kann.