Seit sechs Monaten treibt Israel ein einziges Thema um. Die sogenannte Justizreform, wie die rechts-religiöse Koalition in Jerusalem ihre Politik der Umgestaltung des Rechtssystems nennt. Am vergangenen Montag drückte sie ein kontroverses Kernelement im Parlament durch. Mit 64 zu null Stimmen. Die Opposition boykottierte die Abstimmung geschlossen.
Die israelische Gesellschaft ist in diesen Tagen gespalten wie noch nie in der Geschichte der Nation, die gerade ihren 75. Geburtstag feierte. Die Lager stehen einander schier unversöhnlich gegenüber: die Gegner der Justizumwälzung, die das Ende der Demokratie kommen sehen, und die Befürworter, die endlich nicht mehr benachteiligt sein und Israel nach ihrer Weltsicht definieren wollen.
Sabine Brandes (Tel Aviv)