Ziel der Spendenaktion, die bereits 650.000 Euro eingebracht hat, ist die Unterstützung der Familie des Polizisten, "der seine Arbeit getan hat und nun einen hohen Preis zahlt", wie es in der Kampagne heißt. Der Spendentopf wurde von Jean Messiha, einem Unterstützer des rechtsextremen Politikers Éric Zemmour, eingerichtet. Der Polizist ist in U-Haft, weil er einen 17-Jährigen erschossen haben soll, als der im Auto sitzend losfuhr. Seither herrschen in vielen französischen Städten nächtliche Krawalle und Zerstörungswut von Jugendlichen.
Der 17-Jährige Nahel war am Dienstag in Nanterre am Steuer eines Autos von einer Motorradstreife gestoppt worden. Als der junge Mann plötzlich losfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten. Die Beamten hatten zunächst angegeben, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Erst als sich von Medien verifizierte Videobilder des Vorfalls in den sozialen Netzwerken verbreiteten, rückten sie von dieser Darstellung und der angeblichen Tötungsabsicht des Jugendlichen ab.
Polizist in U-Haft
Der Polizist, der für seinen Tod verantwortlich gemacht wird, kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet. Seitdem wird Frankreich von heftigen Unruhen erschüttert, jede Nacht kommt es zu Plünderungen, Brandanschlägen und Hunderten von Festnahmen.
Nach Angaben der Zeitung "Le Figaro" scheint Messiha mit der Aktion in Konkurrenz zu einem Spendenaufruf für die Mutter des getöteten Burschen treten zu wollen. Demnach prahlte er damit, mehr Geld gesammelt zu haben. Die Großmutter Nahels forderet unterdessen das Ende der Unruhen.
"Hört auf"
"Zum Glück sind die Polizisten da. Die Leute, die gerade etwas kaputt machen, denen sage ich "Hört auf". Sie haben Nahel als Vorwand genommen", sagte sie am Sonntag dem Fernsehsender BFMTV. Sie sei zwar traurig und wütend auf den Beamten, der ihren Sohn erschossen habe, möchte aber nicht verallgemeinern. Er werde bestraft werden, wie jeder andere auch. "Ich habe Vertrauen in die Justiz." Die Menschen sollten ruhig bleiben und nicht alles kaputt machen. "Wir wollen nicht, dass die Randalierer Geschäfte, Busse und Schulen zerstören. Sie benutzen Nahel als Vorwand. Wir wollen, dass sich die Lage beruhigt. Ich möchte, dass das aufhört", bittet die Großmutter.