Um was handelt es sich bei der "Affirmative Action"?
Die "Affirmative Action" gilt als Maßnahme, um mehr Diversität sicherzustellen. Ethnische Minderheiten bekamen somit über Jahre hinweg besseren Zugang zur Colleges und Universitäten. Weil die Colleges, vor allem an den Eliteuniversitäten, jahrzehntelang fest in weißer Hand waren, kam es zu der Regelung der "positiven Diskriminierung". Staatliche und private Colleges haben bereits in den 1970er-Jahren begonnen, neben Ergebnissen von Aufnahmetests und Schulnoten die ethnische Zugehörigkeit seiner Bewerber zu berücksichtigen. Es handelt sich dabei nicht um ein Gesetz, sondern um eine Entscheidung der Universitäten selbst.
Was hat der Supreme Court nun entschieden?
Der oberste amerikanische Gerichtshof, der Supreme Court, hat diese Regelung am Donnerstag für verfassungswidrig erklärt. "Der Student muss auf der Grundlage seiner Erfahrungen als Individuum behandelt werden – nicht auf der Grundlage seiner Rasse", schrieb der konservative Richter John Roberts in seiner Urteilsbegründung. "Viele Universitäten haben viel zu lange genau das Gegenteil getan. Und dabei sind sie fälschlicherweise zu dem Schluss gekommen, dass der Prüfstein für die Identität eines Menschen nicht die gemeisterten Herausforderungen, die erworbenen Fähigkeiten oder die gelernten Lektionen sind, sondern die Hautfarbe. Unsere Verfassungsgeschichte duldet diese Entscheidung nicht."
Wie waren die Reaktionen auf das Gerichtsurteil?
Unterschiedlich, laut einer von der "New York Times" in Auftrag gegebenen Umfrage, sagt die Hälfte der US-Amerikaner, dass die ethnische Zugehörigkeit keine Rolle beim Hochschulzugang spielen sollte. Ein Drittel hält die bisherige Vorgangsweise jedoch für richtig und notwendig. US-Präsident Joe Biden sagte, er sei mit dem Urteil "überhaupt nicht einverstanden". Der Richterspruch gegen die "Affirmative Action" sei eine "schwere Enttäuschung", so Biden bei einer Ansprache aus dem Weißen Haus.
Wieso gibt es derart viel Kritik am Urteil?
Derzeit findet sich unter den Richtern am Supreme Court eine konservative Mehrheit. Auf dem Papier gelten 6 der 9 Richter eher republikanisch ausgerichtet. Drei der letzten vier nominierten Richter gelten als Republikaner und wurden von Donald Trump ausgewählt. Gegen Brett Kavanaugh, den zweiten Richter, den Trump ausgewählt hatte, gibt es eine Reihe von Belästigungs- und Missbrauchsvorwürfen.
Gibt es auch andere Anwendungsbereich der "Affirmative Action"?
Ja, in der Geschichte der USA gab es bereits mehrere Anwendungsfelder der "Affirmative Action". Begonnen haben diese vor allem durch den Rückenwind der Bürgerrechtsbewegungen in den 1960er-Jahren. Im Jahr 1970 hatte Richard Nixon als erster Präsident Quoten für die Beschäftigung von Minderheiten bei staatlichen Aufträgen festgelegt. Ein Jahr später wurde die Regelung auf Frauen ausgeweitet.