Der Wahlgewinner fasste es so zusammen. "Der Landkreis Sonneberg schreibt Geschichte in Deutschland", sagte Robert Sesselmann.
Das zeigte schon das Gratulationskorps, das zu Sesselmanns Erfolg erschienen war. Tino Chrupalla war gekommen, der Bundessprecher der rechten AfD, und Björn Höcke, Frontmann der noch rechteren Flügel-Bewegung der Partei. Schließlich stellt die AfD mit Sesselmann erstmals einen Landrat in Deutschland.
"Unsägliche Politik der Bundesregierung"
53 Prozent hatte Sesselmann, 50, im Kreis Sonneberg in Thüringen erhalten. Sechs Punkte mehr als Jürgen Köpper von der CDU. Der wurde im zweiten Wahlgang von SPD, FDP, Grünen und Linken unterstützt. "Was uns auf die Füße gefallen ist, ist die unsägliche Politik der Bundesregierung", sagte Köpper. Schöne Grüße nach Berlin.
So sah es auch die AfD, die das Symbolische des Erfolgs feierte. "Die AfD als Volkspartei ist angekommen in der Kommunalpolitik", sagte Sesselmann. Der Mann ist Anwalt mit Spezialgebiet Arbeitsrecht. Er saß für die AfD im Stadtrat von Sonneberg. Und thüringischen Landesvorstand der Partei. Der ostdeutsche Landesverband um Höcke wird vom Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextrem" eingestuft. Auch das macht das Ergebnis der Wahl so schwierig.
Ein Landrat habe wenig Macht, versuchen manche zu beschwichtigen. Andere schauen sorgenvoll aufs kommende Jahr. Dann wird nicht nur in Thüringen ein neuer Landtag gewählt, sondern auch in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg und Sachsen. Dort liegt die rechte Partei in Umfragen in Front, schon schwelt eine Debatte, wie die CDU umgehen will mit der Konkurrenz von rechts. Brandmauern wackeln.
"Dieser Wahlsieg gibt der AfD eine zentrale Position für den Angriff auf die Landes- und Bundespolitik", sagte der Extremismus-Forscher Matthias Quent und warnte: Der Wahlausgang sei auch eine Bestätigung für den "rechtsextremen Radikalisierungskurs", des Thüringer Landeschefs Höcke.
Eine Wahl mit Bebenwirkung
So ist es eine Wahl mit Bebenwirkung. Für die demokratischen Parteien heißt es jetzt, aus den Fehlern zu lernen. Jenen, etwa um das Gebäude-Energiegesetz über die Zukunft von Öl- und Gasheizungen. Vor allem aber gilt es, sich gegenseitig nicht zu zerlegen. Das nützt nur der AfD. Den Rest erledigt die Partei schon selbst.
Ex-AfD-Führer Jörg Meuthen, sagte der "Bild": "Der aktuelle Umfrage-Erfolg der AfD hat rein gar nichts mit eigener Stärke zu tun. Inhaltlich und personell ist die Partei völlig blank, die guten Leute sind alle weg." Klingt nicht gut für Sesselmann.
Peter Riesbeck (Berlin)