19.42 Uhr: Prigoschin beordert Wagner-Truppen zurück in Stützpunkte

Der russische Militärunternehmer Jewgeni Prigoschin beordert seine Wagner-Truppen zurück in ihre Stützpunkte. Damit wolle er Blutvergießen vermeiden, heißt in einer Audio-Botschaft von Prigoschin am Samstag. "Unsere Kolonnen drehen um und gehen in die entgegengesetzte Richtung in die Feldlager zurück", sagte er in einer von seinem Pressedienst auf Telegram veröffentlichten Sprachnachricht.

19.29 Uhr: Bundeskanzler Nehammer beruft Krisenkabinett ein

Angesichts der dramatischen Ereignisse in Russland beruft Bundeskanzler Karl Nehammer für Sonntag das Krisenkabinett ein. Schon am Rande des "Europaforums" in Göttweig hatten sich Nehammer und seine EU-Amtskollegen besorgt gezeigt: "Atomwaffen dürfen nicht in die falschen Hände gelangen", sagte der Kanzler. Er stehe in Kontakt mit EU-Kollegen, und die westlichen Geheimdienste würden die Lage in Russland laufend analysieren.

19.18 Uhr: Wagner-Trupp gen Moskau besteht aus 5000 Kämpfern

Der sich Moskau nähernde Wagner-Konvoi umfasst etwa 5000 Kämpfer, wie eine Person im Umfeld der Separatisten-Führung, die sich in der Vergangenheit als verlässlich erwiesen hatte, in Donezk berichtet. Er werde vom hochrangigen Wagner-Kommandanten Dmitri Utkin geleitet und plane, Stellung in einer bebauten Gegend zu beziehen, sagt der Insider weiter. Mehr als 5000 Wagner-Söldner hielten sich zudem in Rostow-am-Dom auf. Die Gruppe verfüge insgesamt über weniger als 25.000 Kämpfer.

18.04 Uhr: Moskaus Bürgermeister erklärt den Montag zum "arbeitsfreien Tag"

Moskau bereitet sich angesichts des Aufstands von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin auf etwaige militärische Auseinandersetzungen in der Stadt vor: Mit Verweis auf Antiterrormaßnahmen hat der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin den Montag zum "arbeitsfreien Tag" erklärt. Diese Entscheidung sei von ihm im operativen Stab gefällt worden, um Risken zu minimieren, informierte Sobjanin am späten Samstagnachmittag auf Telegram. "Die Situation ist schwierig", schrieb er.

17.34 Uhr: "Moskau könnte bald in Hände von Wagner fallen"

Strategie- und Russland-Experte Andrea Margelletti hält einen baldigen Einmarsch der Wagner-Söldner in der russischen Hauptstadt für möglich. "Ich bin der Meinung, dass Moskau bald in die Hände der Milizsoldaten fallen könnte: Die Stadt ist tatsächlich schlecht geschützt, weil die Truppen woanders sind. Für Wagner werde es keine unmögliche Aufgabe sein, Moskau zu erobern."Das wäre ein lohnenswerter Erfolg von enormer symbolischer Bedeutung", meinte Margelletti. "Es würde mich nicht wundern, wenn wir morgen früh aufwachen und (Präsident Wladimir) Putin von St. Petersburg aus regiert."

16.05 Uhr: Bombendrohungen und Evakuierungen

Ein russisches Regierungsflugzeug, das von Präsident Wladimir Putin benutzt wird, soll um 14.16 Uhr Ortszeit vom Moskauer Flughafen Wnukowo in Richtung St. Petersburg abgeflogen sein und dann vom Radar verschwunden sein. Offenbar haben die Piloten aufgehört, Daten zu übermitteln, als sich das Flugzeug vom Typ Iljuschin etwas südlich der russischen Stadt Twer befand. Dies berichten laut "Spiegel" mehrere Medien unter Berufung auf Daten des Trackingdienstes Flightradar. Putin arbeite "normal" im Kreml, erklärte sein Sprecher Sprecher Dmitri Peskow.

Während Russlands Hauptstadt sich für einen drohenden Einmarsch rüstet, kam es laut Berichten in den Sozialen Medien in Moskau offenbar zu Bombendrohungen in Moskau. In mehrere Museen der Stadt sollen ungefähr zur gleichen Zeit Anrufe eingegangen sein. Die Orte wurden geräumt. Auch zwei Einkaufszentren seien betroffen, so der "Spiegel".

Wagner-Söldner sollen inzwischen in Lipezk, rund 400 Kilometer von Moskau, sein. Der Gouverneur der Region, Igor Artamonow, erklärte im Telegram-Kanal, es würden "alle notwendigen Maßnahmen" ergriffen, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten."Die Situation ist unter Kontrolle. Es kommt zu keinen Ausfällen im Betrieb kritischer Infrastruktur." Bewohnerinnen und Bewohner werde "dringend empfohlen", ihre Häuser nicht zu verlassen

15.45 Uhr: Brand in Treibstofflager

"In Woronesch wird ein brennendes Treibstofflager gelöscht", teilte der Gouverneur von Woronesch, Alexander Gusew
"In Woronesch wird ein brennendes Treibstofflager gelöscht", teilte der Gouverneur von Woronesch, Alexander Gusew © (c) IMAGO/SNA (IMAGO/Ksenia Golovkova)

In der russischen Region Woronesch rund 600 Kilometer südlich von Moskau meldete die russische Armee wegen des Aufstands der Söldner-Truppe Wagner am Samstag "Kampfhandlungen". Woronesch liegt etwa auf halbem Weg zwischen Moskau und der südlichen Stadt Rostow, wo Wagner-Söldner nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin am Morgen die Kontrolle über die dortigen Militäreinrichtungen übernommen haben. Dort ist nach Angaben der lokalen Regierung ein Treibstofflager in Flammen aufgegangen.

15.37 Uhr: 30-tägige Haft bei Verstoß gegen Kriegsrecht

Der russische Präsident Wladimir Putin habe ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet, berichtet die Nachrichtenagentur RIA am Samstag.

Angesichts des Aufstands der russischen Wagner-Söldner schickt Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow nach eigenen Angaben seine Truppen in die "Spannungsgebiete" in Russland. Er fügte hinzu: "Der Aufstand muss niedergeschlagen werden und wenn harte Maßnahmen nötig sind, sind wir bereit dazu!"

15.13 Uhr: Direktflüge aus Moskau offenbar ausverkauft

In den sozialen Netzwerken wurde schon spekuliert, dass die Moskauer Elite angesichts der heranstürmenden Wagner-Söldner die Stadt verlässt. Auf der Plattform Flightradar24 waren diverse Privatflüge aus Russland heraus getrackt. Wie das Magazin "Spiegel" berichtete, habe sein Korrespondent die aktuelle Entwicklung von Flugtickets angeschaut und herausgefunden: Tickets für direkte Verbindungen von Moskau nach Tiflis, Astana und Istanbul gebe es nicht mehr.

14.50 Uhr: Teile Moskaus werden abgesichert

Russische Soldaten befestigen eine Stellung mit Maschinengewehren im Süden Moskaus, wie von der Zeitung "Wedomosti" veröffentlichte Fotos zeigen. Auf den Bildern ist auch zu sehen, wie sich schwerbewaffnete Polizisten an einem Ort an der Autobahn M4 versammeln. Auf der M4 bewegen sich Wagner-Söldner in Richtung Moskau. Die Autobahn führt von Süden in die russische Hauptstadt.

Sperre vor dem Roten Platz in Moskau
Sperre vor dem Roten Platz in Moskau © (c) IMAGO/SNA (IMAGO/Kirill Zykov)

14.37 Uhr: Putin warnt vor "Bürgerkrieg"

Russlands Präsident Wladimir Putin warnte vor einem "Bürgerkrieg" in Russland. Eine Gruppe russischer Nationalisten und Kriegsbefürworter um einen früheren Offizier des Inlandsgeheimdienstes FSB kündigte einen Plan zur Rettung des Vaterlandes an. Russland stehe am Rande einer Katastrophe, heißt es in einer Erklärung der Gruppe. Ein Bürgerkrieg könnte zu einer demütigenden militärischen Niederlage in der Ukraine führen. "Patriotische Kräfte" wollen sich demnach am Sonntag treffen, um über die Lage zu sprechen.

Jewgeni Prigoschin wähnt indes das Land hinter sich. Die russische Bevölkerung unterstütze ihn, erklärte er in einer Audio-Botschaft. Seine Kämpfer hätten das russische Militär-Hauptquartier in der Stadt Rostow eingenommen, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Allerdings seien seine Kämpfer von Hubschraubern und Artillerie beschossen worden.

13.40 Uhr: Russland eröffnet Feuer auf Söldner

Der Gouverneur der Region Woronesch erklärt, die Armee ergreife "notwendige militärische Maßnahmen" gegen den bewaffneten Aufstand der Söldnergruppe Wagner. "Im Rahmen einer Anti-Terror-Operation führen die Streitkräfte der Russischen Föderation auf dem Gebiet der Region Woronesch notwendige operativ-kämpferische Maßnahmen durch", schrieb Gouverneur Alexander Gussew am Samstagmittag auf Telegram.

Russische Militärhubschrauber eröffnen das Feuer auf einen Konvoi der Wagner-Söldner in der Nähe der Stadt Woronesch, wie ein Reuters-Reporter beobachtet.

13.35 Uhr: Selenskyj sieht Wagner-Aufstand als Zeichen der Schwäche Russlands

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht den bewaffneten Aufstand der Söldnertruppe Wagner gegen Moskau als Zeichen der Schwäche Russlands. "Russlands Schwäche ist offensichtlich. Schwäche in vollem Umfang", schreibt Selenskyj auf der Social-Media-Plattform Telegram. "Und je länger Russland seine Truppen und Söldner in unserem Land hält, desto mehr Chaos, Schmerz und Probleme wird es später selbst haben."

Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak meinte gar: "Die nächsten 48 Stunden werden über den neuen Status von Russland entscheiden." Möglich seien ein "ausgewachsener Bürgerkrieg", ein "ausgehandelter Machtübergang" oder auch eine "vorübergehende Atempause vor der nächsten Phase des Sturzes des Putin-Regimes", schrieb Podoljak am Samstag auf Twitter.

13.28 Uhr: Putin: Verräter werden zur Rechenschaft gezogen

Der russische Präsident Wladimir Putin hat in einer Fernsehansprache von Verrat und einem "Dolchstoß in den Rücken" in Hinblick auf das Vorgehen des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin gesprochen. Hier lesen Sie Auszüge der Rede.

Wladimir Putin hat bei seiner Fernsehansprache
Wladimir Putin hat bei seiner Fernsehansprache © (c) IMAGO/SNA (IMAGO/Pavel Bednyakov)

13.10 Uhr: Außenministerium spricht partielle Reisewarnung für Russland aus

Angesichts der Ereignisse in Russland hat das österreichische Außenministerium eine partielle Reisewarnung für Russland verhängt. Das Außenministerium warnt vor allen Reisen in die an die Ukraine angrenzenden russischen Verwaltungsbezirke Belgorod, Kursk, Brjansk, Woronesch, Rostow und Krasnodar. Insbesondere die Stadt Rostow sowie das Umland sollen gemieden werden. Auch in Moskau und anderen Städten Russlands soll "eine erhöhte Aufmerksamkeit an den Tag gelegt werden".

"Das Außenministerium beobachtet die Situation sehr genau und steht in enger Abstimmung mit dem Team der österreichischen Botschaft in Moskau sowie mit europäischen und internationalen Partnern", heißt es. Weitere Schritte seien vorbehalten, sollten diese im Lichte der dynamischen Entwicklungen für nötig erachtet werden.

12.30 Uhr: Russland-Experte Mangott spricht von einem Führungsversagen Putins

Gerhard Mangott hat sich auf Twitter zu den aktuellen Ereignissen in Russland zu Wort gemeldet und meint, Putin habe die Gefahr, die sich seit Monaten aufgebaut hat, völlig unterschätzt und scheine erst jetzt zu merken, welche Natter er da an seiner Brust genährt hat.

12.15 Uhr: "Die Mörder, die Putin rief, wenden sich nun gegen ihn selbst" – Kommentar von unserer Außenpolitik-Chefin Nina Koren

"Prigoschin marschiert mit seinen Söldnern Richtung Moskau. Ob sich der Kreml erfolgreich verteidigen kann, ist noch völlig offen. Putins Krieg in der Ukraine wird der Aufstand schwächen. In Russland droht Chaos."  Hier lesen Sie den ganzen Kommentar von Nina Koren.

11.50 Uhr: Prigoschin: "Wir sind Patrioten"

Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, widerspricht Russlands Präsident Wladimir Putin: "Der Präsident irrt sich schwer", sagte er Samstag in einer Sprachnachricht auf seinem Telegram-Kanal. "Wir sind Patrioten unserer Heimat." Der 62-Jährige erklärte, er und seine Männer würden nicht aufgeben, wie von Putin befohlen. "Als uns gesagt wurde, dass wir uns im Krieg mit der Ukraine befinden, gingen wir los und kämpften. Aber es stellte sich heraus, dass Munition, Waffen und das gesamte Geld, das investiert wurde, ebenfalls gestohlen werden", sagte Prigoschin weiter. Er hatte zuvor schon immer wieder Korruption und Bürokratie kritisiert, besonders im Verteidigungsministerium.

Prigoschin hatte Freitagabend zudem in mehreren Audiobeiträgen auf dem Kurznachrichtendienst Telegram die offizielle Begründung Russlands für den Krieg in der Ukraine als Lügengeschichte bezeichnet und Verteidigungsminister Sergei Schoigu beschuldigt, einen Militärangriff zur Zerstörung seiner Söldnertruppe Wagner angeordnet zu haben

11.33 Uhr: Moskau verschärft Sicherheitsmaßnahmen

In der russischen Hauptstadt Moskau werden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Es würden zusätzliche Straßenkontrollen eingeführt, sagte Moskaus Bürgermeister Sergei Sobjanin. Zudem würden Anti-Terror-Maßnahmen ergriffen.

11 Uhr: Nehammer besorgt wegen Atomwaffen

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zeigte sich besorgt über die Ereignisse in Russland: "Atomwaffen dürfen nicht in die falschen Hände gelangen", sagte er. Er stehe in Kontakt mit EU-Kollegen, und die westlichen Geheimdienste würden die Lage in Russland laufend analysieren.

Bulgariens Staatspräsident Rumen Radew erklärte, dass die Lage in Russland gefährlich und noch unklar sei. "Das ist kein Sport, das ist ein Krieg", erklärte er auf die Frage, ob Russlands Präsident Wladimir Putin oder Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin siegen werde. "Wenn Söldnertruppen schwere Waffen besitzen, ist das immer unberechenbar."

10.20 Uhr: Reaktionen aus Österreich, Deutschland, Polen und Frankreich

Die deutsche Bundesregierung teilt mit, sie beobachte die Ereignisse in Russland aufmerksam. Auch die Präsidenten Polens und Frankreichs lassen erklären, sie verfolgten die Situation genau.

Aus dem Außenministerium in Wien hieß es am Samstag auf APA-Anfrage, man beobachte die Situation und sei in enger Abstimmung mit dem österreichischen Botschaftsteam in Moskau.

10 Uhr: Kämpfer der Söldnertruppe Wagner sollen in Richtung Moskau unterwegs sein

Weitere Kämpfer der Söldnertruppe Wagner bewegen sich nach Erkenntnissen des britischen Verteidigungsministeriums im Bezirk Woronesch nach Norden. Sie seien höchstwahrscheinlich nach Moskau unterwegs. Dies sei die größte Bedrohung für den russischen Staat in der jüngsten Zeit. Nun komme es auf die Reaktion der Sicherheitskräfte an, vor allem der Nationalgarde. Teile der russischen Sicherheitskräfte verhielten sich bisher wohl passiv und entgegenkommend.

9.50 Uhr: Was ist die Söldnergruppe Wagner?

9.20 Uhr: Putin spricht von Verrat

Der russische Präsident Wladimir Putin hat in einer Fernsehansprache von Verrat und einem "Dolchstoß in den Rücken" in Hinblick auf das Vorgehen des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin gesprochen. Wer an der Meuterei teilgenommen habe, werde bestraft, jeder, der die Waffen gegen die Armee erhoben habe, sei ein Verräter. "Wir werden siegen und stärker werden", sagte Putin in einer TV-Ansprache.

Putin bestätigte die Blockade wichtiger Objekte in Rostow am Don durch die Söldnertruppe Wagner. "Faktisch ist die Arbeit von Organen der zivilen und militärischen Führung blockiert", sagte er. Über die Lage des an die Ukraine grenzenden Gebiets Rostow erklärte er: "Sie bleibt schwierig."

Die Streitkräfte hätten den Befehl erhalten, jene zu "neutralisieren", die den Aufstand organisiert hätten, sagte Putin.

9.15 Uhr: Wer ist Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin

8.53 Uhr: Bilder aus Rostow

8.30 Uhr: Moskau ruft Anti-Terror-Alarm aus

Angesichts des bewaffneten Aufstands des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin haben die Behörden in Moskau und Umgebung den Anti-Terror-Notstand ausgerufen. "Um mögliche Terroranschläge in der Stadt und dem Gebiet Moskau zu verhindern, ist ein Regime für Operationen zur Terrorbekämpfung eingeführt worden", teilte das nationale Anti-Terror-Komitee mit. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft.

8.25 Uhr: Erste Reaktion aus Russland

Bislang hat Russland bzw. der russische Präsident Wladimir Putin noch geschwiegen, demnächst wird es jedoch erste Reaktionen aus Russland geben. Putin wird eine Ansprache im Fernsehen halten.

8.15 Uhr: Konflikt zwischen Wagner-Chef Prigoschin und russischer Militärführung eskaliert

Mitten in der Anfangsphase der ukrainischen Gegenoffensive ist ein Machtkampf zwischen russischer Militärführung und der Söldnertruppe Wagner eskaliert. Jewgeni Prigoschin sagte in einem auf Telegram veröffentlichten Video, er kontrolliere mit seiner Söldnertruppe Wagner alle Militäreinrichtungen der Stadt Rostow und werde auf Moskau marschieren, wenn nicht Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow zu ihm kämen.

Kämpfer von Jewgeni Prigoschins Söldnertruppe Wagner marschierten nach dessen Worten in der Nacht auf Samstag in Russland ein. Zuvor hatte der Wagner-Chef die Armee beschuldigt, seine Truppen bombardiert zu haben, und die Russen zur Auflehnung gegen die Armeeführung aufgerufen. Russlands Präsident Wladimir Putin bleibt stumm.

Russland leitete Ermittlungen gegen Prigoschin ein

Prigoschin sagte, seine Aktionen behinderten nicht Russlands "militärische Spezialoperation" in der Ukraine. Zuvor hatte er schon betont, seine Aktion sei kein Militärputsch.

Auf den Straßen von Rostow am Samstagmorgen
Auf den Straßen von Rostow am Samstagmorgen © (c) IMAGO/ITAR-TASS (IMAGO/Erik Romanenko)

Russische Strafverfolgungsbehörden leiteten am Freitagabend Ermittlungen gegen Prigoschin wegen versuchten bewaffneten Aufstands ein. Der Inlandsgeheimdienst FSB forderte Prigoschins Kämpfer auf, ihren Chef gefangen zu nehmen. Dem 61-Jährigen drohen laut Generalstaatsanwaltschaft zwischen zwölf und 20 Jahre Freiheitsstrafe. Er hatte zuvor die Militärführung beschuldigt, ein Lager seiner Söldnertruppen mit Artillerie, Hubschraubern und Raketen angegriffen und dabei viele seiner Männer getötet zu haben.

"Wer versucht, uns Widerstand zu leisten, den werden wir als Bedrohung betrachten und sofort töten", kündigte Prigoschin Vergeltung an. Seine Truppen würden "alles zerstören", was sich ihnen in den Weg stelle, warnte der Söldnerführer. Ihm zufolge haben sich die Wagner-Söldner bereits nach Rostow am Don in Marsch gesetzt. Dort befindet sich das Hauptquartier der russischen Militärführung für den Süden des Landes. Der Gouverneur der russischen Region Rostow, die an die Ukraine grenzt, rief die Bevölkerung dazu auf, Ruhe zu bewahren und nach Möglichkeit die Häuser nicht zu verlassen. Auch in der Hauptstadt Moskau sind die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden.

Putin hat sich noch nicht zu Wort gemeldet

Präsident Putin sei über alle Entwicklungen unterrichtet, sagte dessen Sprecher Dmitri Peskow. "Notwendige Maßnahmen" würden ergriffen. Putin selbst hat sich in der unübersichtlichen Situation noch nicht zu Wort gemeldet. Auch wo sich Putin aufhält, ist nicht klar.

Prigoschin hatte zuvor den Vorwurf erhoben, Verteidigungsminister Sergei Schoigu habe Raketenangriffe auf Lager der Wagner-Söldner angeordnet, bei denen zahlreiche Kämpfer getötet worden seien. "Wir sind 25.000", warnte Prigoschin und rief die russische Bevölkerung auf, sich seinen Truppen anzuschließen. "Das Böse, das die Militärführung des Landes anrichtet, muss gestoppt werden."

Der Wagner-Chef hatte zuvor bereits den Darstellungen des Kremls widersprochen, die ukrainische Gegenoffensive sei fehlgeschlagen. "Die russische Armee zieht sich in den Gebieten von Saporischschja und Cherson zurück, die ukrainischen Truppen stoßen vor", sagte Prigoschin in einem Online-Video. Das Gleiche passiere in Bachmut.

US-Regierung bleibt aufmerksam

Die US-Regierung beobachtete die Entwicklungen nach Angaben eines Sprechers aufmerksam. "Wir verfolgen die Lage und werden uns mit Alliierten und Partnern über diese Entwicklungen abstimmen", sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats. Präsident Joe Biden sei informiert. Die rivalisierenden russischen Truppen seien dabei, "sich im Kampf um Macht und Geld gegenseitig zu zerfleischen", kommentierte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow.

Die zu einem beträchtlichen Teil aus russischen Gefängnissen rekrutierten Wagner-Söldner spielten in den vergangenen Monaten vor allem bei der langwierigen und verlustreichen Einnahme der Stadt Bachmut in der ostukrainischen Region eine wichtige Rolle. Gleichzeitig entwickelte sich Söldnerchef Prigoschin – frustriert über Nachschubprobleme und nach seinen Angaben mangelnde Unterstützung durch Moskau – zu einem der vehementesten Kritiker der militärischen Führung Russlands. Immer wieder attackierte er Verteidigungsminister Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow.

Zuletzt unterlief er sogar Putins Begründung für die Offensive im Nachbarland: "Weshalb hat die militärische Spezialoperation angefangen?", fragte Prigoschin und antwortete sich selbst: "Der Krieg wurde für die Selbstdarstellung eines Haufens Bastarde gebraucht."