Südkorea hat Nordkorea wegen der Sprengung des ersten gemeinsamen Verbindungsbüros vor drei Jahren auf millionenschweren Schadenersatz verklagt. Solch ein gewalttätiges Verhalten Nordkoreas sei nicht nur illegal, sondern verstoße auch gegen bilaterale Abkommen, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul am Mittwoch mit. Die Klage über 44,7 Milliarden Won (32,4 Millionen Euro) sei beim Zentralbezirksgericht in Seoul eingereicht worden.
Klage weitgehend symbolischer Akt
Es war nach Berichten der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap das erste Mal, dass eine südkoreanische Regierung Nordkorea verklagt hat. Das Verbindungsbüro, das Südkorea finanziert hatte, stand im grenznahen Ort Kaesong auf nordkoreanischem Boden. Die Klage bezieht sich demnach auch auf die Beschädigung eines weiteren Gebäudes in der Nähe, das als Stützpunkt südkoreanischer Verbindungsbeamter gedient hatte.
Die Klage gilt als weitgehend symbolisch, da Seoul kaum Mittel hat, seine Forderung durchzusetzen. Zwischen beiden Ländern herrscht derzeit angesichts erhöhter Spannungen auf der koreanischen Halbinsel wieder Funkstille. Südkorea kam mit der Klage dem Ministerium zufolge dem Ablauf einer dreijährigen Verjährungsfrist zuvor. "Der 16. Juni ist der dritte Jahrestag, seitdem Nordkorea das innerkoreanische Verbindungsbüro zerstört hat."
Nordkorea reagierte mit Sprengung auf Aktivisten-Aktion
Mit der Sprengung und anderen Maßnahmen hatte Nordkorea im Juni 2020 auf eine neue Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten reagiert. Diese hatten in den Flugblättern, die mit Heißluftballons über die Grenze geschickt wurden, zum Sturz der autokratischen Führung in Pjöngjang aufgerufen. Nordkorea hatte Seoul vorgeworfen, nichts gegen die Aktionen zu unternehmen. Das Verbindungsbüro galt einst als "Symbol des Friedens". Dessen Einrichtung ging auf das erste Gipfeltreffen zwischen dem früheren südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un im April 2018 zurück.